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Rotes Kurdistan

Rotes Kurdistan
Asif Masimov
Auf dem Territorium von Kaukasien lebten Kurden schon seit Jahrhunderten. Noch während der Sowjetzeit waren deren Siedlungsgebiete insbesondere die Sowjetrepubliken Aserbaidschan und Armenien. In Aserbaidschan besiedelten sie insbesondere die Regionen Nachitschewan und Karabach. In der Region Karabach lebten sie vermehrt in den aserbaidschanischen Provinzen Kälbädschär, Latschin, Gubadli und Zängilan. Da diese Gebiete zusammen mit der armenischen Provinz Sjunik einst Sangesur (auch Sängäsur) bildeten, waren bis Ausbruch des ersten Bergkarabachkrieges zwischen Armenien und Aserbaidschan (1988-1994) auch kurdische Siedlungen in Armenien bzw. in der Stadt Kapan zu finden. Die armenische Region Sjunik bildete demzufolge mit den aserbaidschanischen Provinzen Latschin, Gubadli und Zängilan den Distrikt (Ujezd) Sangesur, der im Jahr 1921 durch das Kaukasische Büro (Kavbüro) mit Teilnahme von Josef Stalin auf zwei Gebiete aufgeteilt wurde, wobei der östliche Teil innerhalb Aserbaidschans beibehalten und der westliche Teil Armenien zugesprochen wurde.
Am 16. Juli 1923 beschloss das Transkaukasische Zentrale Exekutivkomitee die Bildung eines kurdischen autonomen Gebiets in der Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR). So entstand in der Geschichte des kurdischen Volkes die erste Verwaltungseinheit – eine autonome kurdische Provinz, die in die historische Literatur als „#Rotes Kurdistan#“ (Krasnij Kurdistan) oder als Kurdischer Ujezd (Kurdistanskij Ujezd) einging.
Bevölkerung und Siedlungsgebiete: Die Kurden in Transkaukasien am Ende des 19. Jahrhunderts
Ein Überblick über die kurdische Bevölkerungszahl in Transkaukasien kann erst nach der russischen Eroberung der entsprechenden Gebiete erhalten werden, obwohl die Bildung der kurdischen Minderheit innerhalb des heutigen Aserbaidschans bereits während des Safawidenreiches im 17. und 18. Jahrhundert begonnen hatte. Die Kurden besiedelten in Transkaukasien während des Zarenreiches insbesondere die Gouvernements Eriwan, Elisavetpol, Tiflis, Kutaissi und die Oblast Kars. Ein wichtiger Ujezd innerhalb des Gouvernements Elisavetpol war Sangesur, wo im 20. Jh. nach der Aufteilung das „Rote Kurdistan“ auf dem Territorium des sowjetischen Aserbaidschans gegründet wurde. Laut der zarischen Volkzählung von 1886 lebten in den genannten Gebieten insgesamt 100.043 Kurden.

Tabelle 1: Die kurdische Bevölkerung im Gouvernement Eriwan am Ende des 19. Jahrhunderts
Gouvernement Eriwan
Die Anzahl der kurdischen Bevölkerung
Ujezd Eriwan
8.129
Ujezd Alexandropol
3.739
Ujezd Nachitschevan
473
Ujezd Novobajazit
2.443
Ujezd Surmalinsk
14.619
Ujezd Šaruro-Daralagezskij
880
Ujezd Ėčmiadzin
6.195
Gesamtzahl der Kurden im Gouvernement Eriwan
36.478
Quelle: Svod statističeskich dannych o naselenii Zakavkazskogo kraja, izvlečennych iz posemejnych spiskov 1886 g. S. 212.
Fast genauso viele Kurden lebten auch im Gouvernement Elisavetpol. Die folgende Tabelle 2 verdeutlicht die kurdische Bevölkerungszahl nach Ujezden.
Tabelle 2: Die kurdische Bevölkerung des Gouvernements Elisavetpol am Ende des 19. Jahrhunderts
Gouvernement Elizavetpol’
Die Anzahl der kurdischen Bevölkerung
Ujezd Areš
359
Ujezd Džebrail
1.452
Ujezd Dževanšir
5.527
Ujezd Sangesur
26.824
Gesamtzahl der Kurden im Gouvernement Elisavetpol
34.162
Quelle: Svod statističeskich dannych o naselenii Zakavkazskogo kraja, izvlečennych iz posemejnych spiskov 1886 g. S. 278.
Die am Ende des 19. Jahrhunderts in Transkaukasien lebenden Kurden machten etwa 2,13 Prozent der regionalen Gesamtbevölkerung aus. Davon lebten 36.478 Kurden, wie bereits in der Tabelle 1 dargestellt wurde, im Gouvernement Eriwan und 34.162 Kurden im Gouvernement Elisavetpol (vgl. Tabelle 2). In der Oblast Kars lebten hingegen nur 26.434 Kurden. In den Gouvernements Tiflis und Kutaissi lebten zusammen insgesamt 2.969 Kurden.
Die größte kurdische Siedlung befand sich im Ujezd Sangesur, wie aus den Daten der ausgewerteten Statistik (vgl. Tabelle 2) ersichtlich ist. Es gab dort auch Aserbaidschaner und Armenier, aber der Anteil der Kurden an der Bevölkerung von Sangesur betrug in der Region Transkaukasien 21,5 Prozent. Die aserbaidschanischen Kurden gehören in der Regel dem schiitischen Zweig des Islams an.
Die Kurdenfrage nach dem Ersten Weltkrieg
Nach dem Zusammenbruch des Russischen Reiches und der Unabhängigkeit der Staaten des Südkaukasus wurde die politische Situation in der Region sehr instabil. Die neu gegründeten Republiken Armenien, Aserbaidschan und Georgien begannen, ihre Territorien aufzuteilen und starteten alsbald militärische Operationen gegeneinander.
Zwischen 1918 und 1920 existierte die Aserbaidschanische Volksrepublik, die im April 1920 durch Rotarmisten annektiert wurde. Bis zur Annexion waren die Ujezden Sangesur, Nachitschewan und die gesamte Region Karabach Teil der aserbaidschanischen Republik, wobei zwischen Armenien und Aserbaidschan in dieser Region vermehrt Gefechte stattfanden, sodass auf beiden Seiten jeweils Territorien unter die Kontrolle des Gegners gebracht wurden.
Die drei umstrittenen Regionen des Südkaukasus Armenien, Aserbaidschan und Georgien wurden von Kurden bewohnt. Bewaffnete Angriffe hatten große Auswirkungen auf die Zusammensetzung der kurdischen Bevölkerung in diesen Gebieten: Einige Kurden wurden getötet, der Rest floh und suchte Zuflucht in Nachitschewan. Zu der Zeit, als sich die sowjetische Herrschaft in den drei Staaten des Südkaukasus etablierte, lebten die meisten Kurden in Aserbaidschan.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde, wie bei vielen anderen Völkern auch, die kurdische Nationalbewegung beschleunigt. Die britische Regierung versuchte von Anfang an, die kurdischen Aufstände in den Griff zu bekommen, um die Kontrolle über die Gebiete des historischen Kurdistans zu erlangen. Die britische Militärführung unterstützte demnach die nationalistische Bewegung, aber die Türkei stärkte ihre Position, sodass der Einfluss Englands rapide schwand. Es ist anzumerken, dass die Idee des unabhängigen kurdischen Staates von der kurdischen Elite unterstützt wurde, während das einfache Volk ums Überleben kämpfte und als Folge der ständigen Konflikte die Massenauswanderung begann.
Andererseits versuchten auch die Bolschewiki in den neuannektierten Gebieten ihre Macht auszuweiten. Aserbaidschan wurde am 28. April 1920 früher angegliedert, während Armenien wenig später im November 1920 folgte. Die Sowjets versprachen den Armeniern zunächst viele Gebiete im Westen Aserbaidschans, um deren Sympathie zu gewinnen. Des Weiteren begann die Sowjetunion mit der Bildung eines neuen adminstrativen Systems, bei dem ebenfalls religiöse und nationale Faktoren eine Rolle spielten. Am 12. Januar 1921 wurde während der Tagung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Aserbaidschans proklamiert, den Ujezd Sangesur auf westliche und östliche Gebiete nach nationalem Prinzip aufzuteilen, indem der westliche Teil (3.637 km²) in die armenische Sowjetrepublik eingegliedert und der östliche Teil (3.105 km²) wegen der aserbaidschanisch-kurdischen Bevölkerung innerhalb des sowjetischen Aserbaidschans beibehalten wurde. Seit diesem Zeitpunkt wurde der aserbaidschanische Teil des ehemaligen Ujezds Sangesur als „Kurdistan“ bezeichnet. Diese Ankündigung wurde dann am 16. Juli 1923 bestätigt. Es wird heute in akademischen Kreisen noch oftmals diskutiert, dass die Entstehung der kurdischen Autonomie nur dank Lenins Deklaration der Rechte der russischen Völker vom 15. November 1917 möglich war. In einem Punkt räumte Lenin sogar das Recht der Völker Russlands auf freie Selbstbestimmung bis hin zur Sezession und Bildung unabhängiger Staaten ein.
Die Kurden während und nach der ersten Aserbaidschanischen Republik
In der Zeit von 1918 bis 1920, als die Republik Aserbaidschan existierte, war Chosrow bej Sultanow ein prominenter Vertreter der kurdischen Nationalität, der Militärminister (Mai bis Juni 1918), Landwirtschaftsminister (Juni bis Juli 1918) sowie seit dem 15. Januar 1919 Generalgouverneur von Karabach und Sangesur war. Es gab sowohl kurdische Vertreter unter den muslimischen Abgeordneten im aserbaidschanischen Parlament als auch kurdische bewaffnete Einheiten.
1918 wurde der Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwischen der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) und der Vierten Union geschlossen, wonach Sowjetrussland seine Truppen aus Batumi, Kars und Ardahan abzog – dort lebten Kurden dicht besiedelt. Im Jahr 1920 wurde der Vertrag von Sèvres (Artikel 62, 63, 64) verabschiedet, der die Gründung eines unabhängigen Kurdistans unter Beteiligung der Türkei, Frankreichs und Englands vorsah. Nach drei Jahren löste der Vertrag von Lausanne den Vertrag von Sevres auf: Das historische Kurdistan wurde daraufhin zwischen dem Iran, dem Irak, der Türkei und Syrien aufgeteilt, wobei Frankreich ein Mandat über Syrien und England eines über den Irak erhielt. Die Verträge, die dem kurdischen Volk zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen unabhängigen Staat versprachen, hatten allerdings nur in der Theorie wirklich Bestand.
Sowjetisierung und „Rotes Kurdistan“
Das Dekret, welches die Errichtung der kurdischen Autonomie auf dem Territorium von Aserbaidschan vorsah, hatte die Grenzen dieser Entität nicht festgelegt. Eigentlich bestand das Rote Kurdistan aus 228 Siedlungen, die Teile der Regionen Sangesur, das ehemalige Schuscha, Dschabrail sowie Dschawanschir umfassten. Ursprünglich war das Zentrum der Region die Stadt Schuscha, dennoch wurde es 1924 zunächst nach Minkend, dann nach Abdallar und schließlich nach Latschin verlegt.
Die Bauern widmeten sich der Viehzucht, aber es gab keinen Veterinärdienst im Bezirk, sodass das Vieh krank und schwach war und kein Einkommen brachte. Zur gleichen Zeit brachen die ständigen interethnischen Konflikte wegen der Grenzstreitigkeiten mit Karabach aus. 1924 beschloss das Präsidium des Zentralkomitees der AKP (b), das Politische Büro Kurdistan vom Politischen Büro der Region Bergkarabach zu trennen und die Grenzstreitigkeit zwischen diesen Gebieten zu lösen.
Die Gesamtfläche der Region Kurdistan betrug 3.432 km². Der erste Vorsitzende der sowjetischen kurdischen Regierung wurde Husu Hajiyev. Der bekannte Schriftsteller Taghi Schachbazi, der als Sekretär des Zentralen Exekutivkomitees Aserbaidschans arbeitete, wählte das Dorf Abdallar als Hauptstadt der neuen Region. Bei der Auswahl eines neuen Standorts für das Zentrum mochte Taghi Schachbazi den ursprünglichen Namen „Abdallar“ allerdings nicht und gab der Stadt den Namen „Latschin“, die fortan als Zentrum fungierte. Die Verwaltung Kurdistans befand sich innerhalb des sowjetischen Aserbaidschans zwischen dem sowjetischen Armenien im Westen und der autonomen Oblast Bergkarabach im Osten.
Laut der Allunionsvolkszählung von 1926 zählte die Bevölkerung des Roten Kurdistans insgesamt 51.200 Menschen, davon waren 37.470 (73,1 Prozent) Kurden, 13.520 (26,3 Prozent) Aserbaidschaner und 256 Armenier (0,5 Prozent).
Im Jahr 1925 wurde der Lösung der territorialen Frage des Landkreises dann schließlich große Aufmerksamkeit gewidmet. Mir Dschäfär Bagirov, Volkskommissar für innere Angelegenheiten, wurde nach Kurdistan entsandt, um den Stand der Dinge im Distrikt zu untersuchen. Bagirov beschrieb die Situation in dem Bezirk als schrecklich. Er stellte fest, dass die hohe Arbeitslosigkeit und das angespannte Verhältnis zwischen Armeniern und Kurden sowie der Einfluss der Sowjetregierung den Bezirk selbst stark diskreditierten. Bagirov führte zahlreiche praktische Initiativen zur Verbesserung der Situation ein – er schlug beispielsweise vor, Kredite zu vergeben, Autobahnen und ein Sägewerk zu bauen, Milchviehbetriebe zu etablieren, Betriebe zur Herstellung von Butter und Käsereien zu errichten, die tierärztliche Versorgung zu stärken, vorhandene Mineralien sinnvoll zu nutzen und abzubauen, das Wasserkraftpotenzial der Region zu untersuchen sowie medizinische Sanatorien auf der Grundlage der hiesigen Mineralquellen zu schaffen.
Nach der Ermittlung der Arbeitskomission verabschiedete das Zentralkomitee der AKP (b) eine Reihe von Resolutionen – es stärkte die staatliche und parteipolitische Arbeit in der Region, erhöhte die Mittel für den Bildungssektor und stimulierte die regionalen wirtschaftlichen Möglichkeiten. Anschließend beteiligte sich der Sowjetstaat aktiv an der Bestimmung des Status der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und im Iran. Die Sowjetische Regierung widmete der Etablierung rechtlicher Normen und der Organisation des Bildungssystems unter den Kurden fortan große Aufmerksamkeit. Die aserbaidschanischen Kurden waren zum Teil Nomaden und praktizierten immer noch das Volkgericht. In Kurdistan wurden bald Schulen, Theater sowie Krankhäuser gebaut und ebenfalls ein kurdisches Alphabet entwickelt, sodass der Unterricht in den Schulen auf Kurdisch stattfinden konnte.
In den späten 1920er- bzw. frühen 1930er-Jahren veränderte sich dann die Anzahl an Kurden in Aserbaidschan aufgrund der Einwanderer aus der Türkei und dem Iran: In diesen Ländern fanden regierungsfeindliche Demonstrationen seitens der Kurden statt. Infolge der Aufstände und innerländischen Probleme kehrten viele kurdische Stämme in das sowjetische Aserbaidschan zurück. Der Sowjetstaat unterstützte die Auswanderung massiv und versprach den Kurden politische Freiheit, Land, Werkzeuge und Zugtiere. Die Kurden wurden vorübergehend in Nachitschewan untergebracht, bevor dann im Frühjahr 1927 400 Personen in den Bezirk Nucha umgesiedelt wurden. Am 5. November 1927 wurde beschlossen, die Kurden aus der Türkei, die noch in Nachitschewan warteten, in dem gleichnamigen Kreis unterzubringen. 1928 wurden einige Kurden in aserbaidschanische Regionen Aghdam und Jewlach umgesiedelt. Am 16. Januar 1929 wurde noch ein Dekret über die Umsiedlung von 334 Familien aus dem Bezirk Aghdam nach Nucha erlassen. Einige der Kurden weigerten sich jedoch, umzuziehen, da sie sich bereits in Jewlach niedergelassen hatten. Andere beschlossen wiederum, in den bergigen Teil der Sharur-Region zu ziehen; der Rest ging nach Nachitschewan.
Die Sowjetregierung schien ihre Versprechen zunächst zu halten. Darüber hinaus führte sie allerdings eine gewaltsame Kollektivierung und Entkulakisierung durch, was zu Unruhen und einer steigenden Unzufriedenheit unter den Kurden führte. Die Kurden forderten vermehrt die Möglichkeit ein, in die Türkei zurückzukehren, sodass der Rat der Volkskommissare der Aserbaidschanischen SSR beschloss, sie tief in die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) Nachitschewan umzusiedeln. Die Kurden waren sich jedoch nicht einig, ob sie nun auf dem aserbaidschanischen Territorium bleiben oder es verlassen sollten. Es begannen Aufstände – zuerst in der Türkei, dann in Aserbaidschan und Armenien. Infolgedessen stimmte die türkische Regierung Mitte der 1930er-Jahre der Forderung kurdischer Überläufer zu und so begannen sie Schritt für Schritt, in die Türkei zurückzukehren.
Die kurdische Autonomie existierte lediglich bis 1929. Nach Erlass vom 25. Januar 1930 sollte das autonome Gebiet in einen Kreis (Okrug) mit gleichem Namen umgewandelt werden. Es wurden jedoch stattdessen kleinere Bezirke gegründet und somit endete die Existenz des „Roten Kurdistans“.
Die Kurden nach der Autonomie
In den frühen 1930er-Jahren florierte das kurdische Leben und es konnte sich eine eigene Kultur entwickeln: Es wurde unter anderem vorgeschlagen, ein kurdisches Alphabet zu schaffen. In den Provinzen Kurdistans wurden die kurdischen Schulen eröffnet. 1931 begann dann die Produktion von Lehrbüchern für Grundschulklassen in kurdischer Sprache. Alle Gesetze, Dekrete und Entscheidungen wurden übersetzt, auch in die kurdische Sprache. All diese Bemühungen um den Ausbau der kurdischen Kultur hielten allerdings nicht lange an: Später wurden im Unterricht wieder aserbaidschanische Lehrbücher eingesetzt und die pädagogisch-technische Schule nutzte nur noch die aserbaidschanische Sprache in der Lehre. Mitte des 20. Jahrhunderts übernahm die Mehrheit der Kurden in Aserbaidschan die lokalen Bräuche, die Kultur und die Sprache. Dafür gab es auch einen anderen, objektiven Grund, denn Kurden und Aserbaidschaner heirateten einander und nach dem Tod von Lenin begann alsbald die Assimilationspolitik von Stalin.
Es ist aus der Geschichte bekannt, dass Stalin in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts die Repressalien gegen die Inteligencija begann. Unter dieser Gruppe befand sich auch die kurdische Elite, die als Erstes von diesen Maßnahmen betroffen war. Ein großer Teil der armenischen und aserbaidschanischen Kurden wurde im Jahr 1937/38 nach Zentralasien, insbesondere nach Kasachstan, deportiert. Interessanterweise waren unter den vertriebenen Kurden auch circa 2.000 iranische Kurden, die vor Kurzem noch sowjetische Pässe hatten.
Die Gründung einer kurdischen Autonomie auf dem Gebiet des sowjetischen Aserbaidschans war durch mehrere internationale und regionale Faktoren motiviert. Die unerfahrenen Bolschewiki änderten oft die Verwaltungssysteme, darüber hinaus gab es auch keine Geschlossenheit unter den Kommunisten bezüglich des administrativen Verwaltungssystems, sodass die Deklaration Lenins später an Bedeutung verlor und durch Stalins Ideen ersetzt wurde. Die Auflösung der kurdischen Autonomie war gleichermaßen durch interne und externe Faktoren motiviert. Zunächst wollte Moskau den andauerenden territorialen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan mithilfe der Schaffung einer Autonomie reduzieren. Armenien war selbst kein Befürworter der kurdischen Autonomie, denn auf seinem Territorium lebten neben jezidischen auch noch muslimische Kurden, die später ebenfalls einen Anspruch auf die Autonomie hätten oder möglicherweise sogar den Anschluss mit Kurdistan einfordern würden.
Unter den externen Faktoren kann gleichfalls der Einfluss der Türkei und des Irans erwähnt werden, wo große kurdische Minderheiten lebten, die sich ein ähnliches Verwaltungsmodell wünschten. In diesem Zusammenhang wird oft die Freundschaft zwischen Stalin und Atatürk angesprochen, dank denen die Idee des Roten Kurdistans im Kaukasus abgeschafft wurde. In den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde erneut versucht, eine kurdische Entität zu gründen – diesmal jedoch auf dem iranischen Territorium, das sich in der sowjetischen Zone befand. Die sogenannte Republik Mahabad existierte aber nur circa ein Jahr.
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Artikel Sprache: Deutsch
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Dialekt: Deutsch
Inhaltskategorie: Politische Kritik
Inhaltskategorie: Politik
Inhaltskategorie: Kurdenfrage
Provinz: Azerbaijan
Technische Metadaten
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Hinzugefügt von ( هەژار کامەلا ) am 24-02-2023
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Dieser Artikel wurde kürzlich von ( سارا ک ) am 31-03-2023 aktualisiert
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