Erscheinungsort: Köln
Verleger: Franziskaner
Veröffentlichungsdatum: 2015
Rojava“, Westkurdistan, so werden die de facto autonomen kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens entlang der Grenze zur Türkei bezeichnet. Die Kantone sind Efrîn, Kobanê und Cizîrê (nördlicher Teil der syrischen Provinz al-Hasaka mit Qamischli als Hauptort).
Seit 2003 gibt es den Islamischen Staat (IS), vom UNO-Sicherheitsrat sowie von Deutschland als terroristische Vereinigung eingestuft. Derzeit beherrscht er große Gebiete im Irak und in Syrien und kleinere Gebiete in Libyen. Die Führungsspitze des IS soll von einer Gruppe von ehemaligen Geheimdienstoffizieren der irakischen Armee gebildet sein, die durch die amerikanische Eroberung ihre Macht verloren.
Der IS entstand also im irakischen Widerstand und wirkte anfangs zusammen mit al-Qaida, seit Mitte 2013 trennten sie sich aber wieder und stehen in Konkurrenzbeziehung. Am 29. Juni 2014 rief der IS einen Kalifatsstaat mit seinem Anführer Abu Bakr al-Baghdadi als „Kalif“ aus. Damit erhebt er Anspruch, Nachfolger des Propheten Mohammed als politischer und religiöser Führer der Muslime zu sein. Muslimische Gelehrte lehnen das IS-Kalifat ab und haben sich in einem offenen Brief an den IS-Anführer al-Baghdadi von der Vorgehensweise seiner Organisation distanziert. Der Großmufti Saudi-Arabiens nannte IS und al-Qaida „Feinde Nummer eins des Islams“.
Der IS greift seit September letzten Jahres die Kurden in Rojava im Norden an, gleichzeitig auch die Jesiden im Kurdengebiet des Nordirak. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte wirft der Türkei vor, den IS und andere islamistische Gruppen zu unterstützen, die neben der syrischen Regierung auch Rojava bekämpfen.
Seit 1994 unterstützen wir Franziskaner kurdische Binnenflüchtlinge in der Türkei und führen seit 1996 jährlich ein bis zwei Hilfsprojekte in der Türkei durch, zweimal auch im Irak und in diesem Jahr auch für jesidische Flüchtlinge in Qamischli und die Menschen in Kobanê, beide in Teilen Rojavas gelegen. Mit Jürgen Neitzert ofm hat der Kurde Memo Sahin 1997 den Internationalen Verein für Frieden und Gerechtigkeit – Pro Humanitate als Träger der Hilfsprojekte und seit 2008 auch unserer Jugendarbeit mit Migranten in Köln gegründet. Er berichtet von Alan, dem kurdischen Kind, das tot am Strand von Bodrum lag und die Weltöffentlichkeit aufrüttelte, und von seinem Heimatort Kobanê, wo wir mehrmals geholfen haben. Er schreibt auch über Voraussetzungen möglicher Friedensbemühungen für Syrien.
Karl Grobe war jahrelang außenpolitischer Chefredakteur der Frankfurter Rundschau. Er schildert den IS-Kampf gegen Rojava und Syrien. Andreas Buro, 87-jähriger Friedenskämpfer und ehemaliger Professor für Politik, schildert in zwei Artikeln in Thesen die Verwicklung Ankaras in die Region, als Unterstützer des IS gegen die PKK-nahen Kurden in Rojava im Norden Syriens. Auch schildert er Ankaras Auseinandersetzung mit der türkischen Kurdenpartei, die bei den letzten Wahlen ins Parlament eingezogen ist.
Mit jesidischen Flüchtlingen, Anhänger einer sehr alten kurdisch-persischen Religion, arbeiten wir in Köln eng zusammen. Ihre Verfolgung durch den IS in ihrer Heimat im Norden des Irak im letzten Jahr schildert Memo Sahin.
Zum Abschluss eine Buchbesprechung von Bruder Stefan Federbusch zum gemeinsamen friedensstiftenden Potential der verschiedenen Religionen: „Die Seele der Welt“.[1]