In Wien fand die zweite Veranstaltung der Bildungsoffensive von #RiseUp4Rojava und YXK/JXK statt. Der Workshop „Feminismus, Ökologie und Demokratie: Das Beispiel Rojava“ brachte Perspektiven der kurdischen Freiheitsbewegung auf das Klimacamp.
Mitte April hat die Wiener Ortsgruppe der Kampagne #RiseUp4Rojava gemeinsam mit den kurdischen Studierendenverbänden YXK und JXK eine Bildungsoffensive ausgerufen. Am Dienstag fand nun die zweite Veranstaltung der Offensive in Form eines Workshops unter dem Titel „Feminismus, Ökologie und Demokratie: Das Beispiel Rojava“ am Klimacamp statt. Das Klimacamp läuft seit dem 22. Mai und geht noch bis Sonntag. Es gilt als ein Ort des Austauschs, der Bildung und des gemeinschaftlichen Lebens unter der Perspektive der Klimagerechtigkeit.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit der lokalen Gruppe System Change not Climate Change konzipiert konzipiert und durchgeführt. Mehr als 25 Personen nahmen am Workshop teil, der zunächst eine grundsätzliche Einführung in die Geschichte Kurdistans und im Speziellen Rojavas gab. Die Teilnehmer:innen lernten danach die Grundlagen der feministischen Theorien der kurdischen Bewegung und die Bedeutung ökologischer Fragen sowie ihre Schnittstellen im Rahmen des neuen Paradigmas kennen. Deutlich wurde dabei, dass Feminismus und Ökologie zentraler Bestandteil der kurdischen Perspektive auf Gesellschaft sind. Die Herausbildung einer hierarchischen und patriarchal geprägten Klassengesellschaft war nur durch den Bruch zwischen den Geschlechtern und dem gleichzeitigen Bruch zwischen Mensch und Natur möglich. Feministische und ökologische Werte stehen hingegen für ein ganzheitliches Zusammenleben und sind notwendiger Teil des Kampfes um eine demokratische und befreite Gesellschaft.
Was dieses Verständnis konkret für das Leben in Rojava und anderen Regionen Kurdistans bedeutet, wurde im zweiten Teil des Workshops behandelt. Es wurde drauf eingegangen, wie die Zerstörung von Ökosystemen immer auch schon ein Mittel der Kriegsführung gegen die Bevölkerung in allen Teilen Kurdistans war und ist – etwa durch das Vernichten von Wäldern, Fluten von Tälern und das Abschneiden von Wasserversorgung. Auch die konkrete Unterdrückung der Frau, ihres Wissens und ihrer Bedeutung für die Gemeinschaft ist Grundlage und Mittel des Erhalts von patriarchaler Herrschaft und Macht. Der Kampf um und der Erhalt von Ökosystemen genauso wie die Organisierung der Frauen sind somit Akte der Selbstverteidigung der Gesellschaft. Anhand der konkreten Beispiele des Frauendorfs Jinwar, des dort ansässigen Heilzentrums Şîfa Jin, von Frauenkooperativen in Dêrik, des landwirtschaftlichen Komitees des Kantons Qamişlo und des Dorfes Carudî wurde in Kleingruppen herausgearbeitet, welche Formen eine solche Verteidigung und der Aufbau einer neuen, demokratischen Gesellschaft annehmen kann.
Kämpfe um feministische und klimagerechte Zukunft gehören zusammen
Der Workshop schloss mit einer Diskussion darüber, was aus diesen Beispielen und dem Verständnis der kurdischen Befreiungsbewegung zum Zusammenhang von Feminismus, Ökologie und Demokratie für Kämpfe vor Ort gelernt werden kann. Feministische Perspektiven müssen ins Zentrum der ökologischen Bewegungen gestellt werden und andersherum, denn – auch wenn die Voraussetzungen sehr unterschiedliche sind – die Kämpfe um eine feministische und klimagerechte Zukunft in Rojava, Wien und anderswo gehören zusammen.[1]