Der Wiesbadener Arzt Michael Wilk und Steinfurts Kreisdechant Jochen Reidegeld haben in Rojava die Ehrenmitgliedschaftsurkunde der kurdischen Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd erhalten.
Der Wiesbadener Mediziner Michael Wilk und der Kreisdechant von Steinfurt, Pfarrer Jochen Reidegeld, haben in Rojava die Ehrenmitgliedschaftsurkunde von Heyva Sor a Kurd erhalten. Beide sind derzeit auf einer Reise durch das irakisch-syrische Grenzgebiet und konnten die Urkunden persönlich entgegennehmen. Wilk und Reidegeld zu Ehrenmitgliedern der kurdischen Rothalbmondorganisation zu ernennen, war bereits bei der letzten Vollversammlung Ende 2021 beschlossen worden.
Dr. Michael Wilk ist seit 2014 immer wieder in Rojava unterwegs, um Heyva Sor a Kurd vor Ort als Notarzt und Psychotherapeut zu unterstützen. Er versorgte bei diversen Einsätzen Verletzte, unter anderem bei den Kämpfen gegen den IS in Kobanê, Raqqa, Minbic und Til Temir, bildete aber auch notfallmedizinische Kräfte aus.
Prothesenzentrum in Qamişlo besucht
Im letzten Jahr hielt sich Wilk zur Hochphase der Coronapandemie in Rojava auf und recherchierte zur Situation. Auch sein jetziger Besuch diene der Auslotung der aktuellen Faktenlage sowie der Vertiefung der bestehenden Kontakte, erklärte Wilk gegenüber ANF. Ebenso wolle er sich zum Fortschritt laufender und von ihm unterstützter Projekte erkundigen. An erster Stelle stehe das Prothesenzentrum unter dem Dach von Heyva Sor a Kurd, das in Qamişlo samt einer Abteilung für Physiotherapie und Ergotherapie errichtet wurde.
Über 50.000 Euro an Spenden gesammelt
Wilk hatte für den Bau im vergangenen Jahr mehr als 51.000 Euro an Spenden gesammelt, da dem Projekt eine „eminent wichtige” Bedeutung zukomme. Denn auf rund 11.000 Tote und über 20.000 Schwerverletzte werden allein die Opfer im Kampf gegen den IS in Rojava beziehungsweise den Autononiegebieten von Nord- und Ostsyrien geschätzt. Weitere Opfer erfordern die noch immer andauernden Angriffe türkisch-islamistischer Besatzungstruppen. Heyva Sor a Kurd geht von etwa 5.000 Menschen aus, die auf die Versorgung mit Prothesen angewiesen sind, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. „Die Etablierung eines Prothesenzentrums mit Werkstatt und Physio/Ergo-Therapieabteilung stellt einen entscheidenden Schritt zur Schaffung von Lebensperspektive für möglichst viele betroffene Menschen dar. Es geht hierbei nicht nur um die Unterstützung Einzelner, sondern um die Etablierung eines dauerhaften Versorgungssystems vor Ort“, sagt Wilk und ruft zu weiteren Spenden auf.
Von „Aktion Hoffnungsschimmer“ mit aufgebauter Kindergarten in Şengal
Auch Dr. Jochen Reidegeld besuchte die Prothesenwerkstatt. Zuvor hielt sich die Gruppe im Şengal-Gebirge auf und besuchte dort einen Kindergarten, den die „Aktion Hoffnungsschimmer“ mit errichtet hat. Reidegeld ist Schirmherr der Hilfsinitiative, die im Stammland der ezidischen Gesellschaft Projekte zur Selbsthilfe und den Wiederaufbau fördert sowie Perspektiven für die Bevölkerung schafft.[1]