Die Schuhmacherei war ein traditionelles Handwerk armenischer Meister in #Amed#. In der kapitalistischen Wegwerfgesellschaft stirbt der Beruf aus, Kasım Oğuç ist einer der letzten Schuster in der nordkurdischen Metropole.
Einer der Berufe, die in Amed (tr. Diyarbakir) traditionell von armenischen Meistern ausgeübt wurden, ist die Schuhmacherei. Die Handwerkskunst kann in Amed auf eine fast tausendjährige Geschichte zurückblicken und befindet sich in den Händen der letzten Meister.
Kasım Oğuç, der ursprünglich aus Xîzan in der nordkurdischen Provinz #Bedlîs# stammt und seit mehr als 50 Jahren in Amed lebt, lernte das Schuhmacherhandwerk von seinem älteren Bruder. Sein Bruder lernte von seinem Onkel, sein Onkel von seinem Großonkel, und der wurde von einem armenischen Meister ausgebildet. Heutzutage stirbt dieser Beruf aus. Oğuç arbeitet seit 45 Jahren in seinem eigenen Geschäft. Aufgewachsen ist er im Altstadtbezirk Sûr, dort eröffnete er auch sein erstes Geschäft. Vor einigen Jahren ist er in den Stadtteil Bajarê Nû (Yenişehir) gezogen.
Aussterbender Beruf
Oğuç beklagt, dass es niemanden gibt, der seinen Beruf weiterführt: „Ich hatte viele Lehrlinge, aber nur wenige von ihnen haben ihren Beruf weiter ausgeübt. Danach haben sie aufgehört. Jetzt setzt nur noch einer meiner Lehrlinge unseren Beruf in Istanbul fort. Auch meine Kinder haben kein Interesse an der Schuhmacherei. Es ist ein schwieriger Beruf, der Geduld und Sorgfalt erfordert. Manchmal kann einem dieser Beruf auch für einen Moment leid werden. Aber schließlich verdiene ich hier unser Brot. Ich kann diesen Beruf nicht aufgeben und einfach etwas anderes machen. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, ist man auch ganz bei der Sache.
„Man muss seine Fähigkeit ständig verbessern“
Kasım Oğuç hat seinen Ehrgeiz nicht verloren und will sich kontinuierlich verbessern. Er sagt: „Wir treffen auf Modelle, die es vor Jahren noch nicht gab. Das Wichtigste ist, dass man sich in seinem Beruf verbessert. Natürlich gibt es Schwierigkeiten und man muss lernen, diese Schwierigkeiten zu meistern. Als ich mit diesem Beruf anfing, konnte ich den Hammer nicht halten, ich habe mir wohl viele Male den Finger angeschlagen. Aber mit der Zeit wird man ein Meister. In dem Maße, wie die Modelle und Produkte zunehmen, muss man sich weiterentwickeln. Als zum Beispiel Ledermäntel in jungen Jahren in Mode kamen, habe ich in Amed angefangen, sie zu bemalen. Dann haben wir angefangen, Ledermäntel zu reparieren. Jetzt reparieren wir auch Koffer. Wenn du dich in deinem Beruf nicht verbesserst, bist du kein Meister.
„Die Wirtschaftskrise hat auch uns getroffen“
Die Wirtschaftskrise hat sich auch auf die Schusterei ausgewirkt, sagt Oğuç und weist darauf hin, dass die Preise nicht mehr das sind, was sie einmal waren. Der Preis für ein Produkt, das er vor einigen Monaten gekauft hat, habe sich inzwischen verdoppelt. „Wenn wir heute einen Schuh reparieren, sind 15 TL für die Leute zu viel. Vielleicht haben sie Recht, aber wir können ja auch keine Produkte zum alten Preis kaufen. Unsere Kunden glauben uns nicht, wenn sie abwarten und uns zusehen. Heute gibt es zwar mehr Arbeit für uns, aber unser Verdienst ist gesunken. Denn wir kaufen zwar teure Materialien, aber wir versuchen, dies nicht an die Kundschaft weiterzugeben.
Als Rentner weiter arbeiten
Oğuz fügt hinzu, dass sich die Wirtschaftskrise nicht nur in den Geschäften widerspiegelt, sondern natürlich auch auf die Familien auswirkt: „Die Wirtschaftskrise spiegelt sich unweigerlich in der eigenen Familie wider. Eines meiner Kinder studiert an der Universität. Auch wenn wir selbst hungern, müssen wir uns um ihn kümmern. Ein anderes Kind ist am Gymnasium, eines bereitet sich auf die Universität vor, auch sie haben Ausgaben. Irgendwie drehen sich unsere Räder, aber nicht auf dem Niveau, das wir uns wünschen. Ich muss für die Zukunft unserer Kinder arbeiten. Obwohl ich bereits Rentner bin, muss ich immer noch arbeiten[1]