Nach dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini auf einer iranischen Polizeiwache ruft die kurdische Frauenbewegung in Europa zur Ausweitung des Frauenkampfes und Organisierung der Selbstverteidigung auf.
Vergangene Woche ist die 22-jährige Jina Mahsa Amini während eines Familienbesuchs in der iranischen Hauptstadt Teheran von der sogenannten Sitten- und Religionspolizei festgenommen und unter dem Vorwand, ihren Hidschab nicht so wie vorgeschrieben getragen zu haben, auf eine Polizeiwache verschleppt worden. Auf dem Revier sollten „Aufklärungs- und Schulungsmaßnahmen“ zu den Kleidervorschriften erfolgen. Nach Polizeiangaben sei sie dort wegen Herzversagens zunächst in Ohnmacht und danach ins Koma gefallen. Am Freitag wurde ihr Tod bestätigt. Die Hinweise auf einen Mord an Amini durch Folter brachten am Wochenende unzählige Menschen auf die Straßen. Die kurdische Menschenrechtsorganisation Hengaw berichtet unter Berufung auf ihr Aktivist:innennetzwerk, mindestens 47 Personen seien seit Samstag bei Demonstrationen in Rojhilat (Ostkurdistan) verletzt worden, einige davon schwer. Mehrere Demonstrierende wurden festgenommen. Die Informationen wurden vom Kurdistan Human Rights Network bestätigt.
„Nehmt den Kampf gegen Femizide auf“
Nun erklärt sich auch die kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) zum Tod von Jina Amini. „Wir gedenken Jina Amini und aller ermordeten Frauen. Wir rufen alle Frauen dazu auf, in ihren Regionen den Kampf gegen Femizide aufzunehmen und zur Stimme von Jina Amini zu werden.“
„Jina Mahsa Amini wurde von der Sittenpolizei zu Tode gefoltert“
In der Erklärung der TJK-E heißt es weiter: „Jina Mahsa Amini wurde von der iranischen Sittenpolizei zu Tode gefoltert. Als kurdische Frauenbewegung in Europa verurteilen wir diesen Mord voll Wut und Abscheu. Der Foltermord an der 22-jährigen Kurdin hat einmal mehr die frauenfeindliche Politik des iranischen Staates gezeigt. Auch heute im 21. Jahrhundert finden hier Femizide und Kinderehen vor den Augen der ganzen Welt statt. Dies ist Ausdruck des Patriarchats. Frauen haben immer Widerstand gegen das Patriarchat geleistet, gegen eine Politik, die Frauen missachtet und Femizide gesetzlich durch die Scharia legitimiert. Dieser Kampf geht nun durch Jina weiter.“
„Selbstverteidigung muss praktisch werden“
Zum Kampf im Iran und Ostkurdistan schreibt die TJK-E: „Wie überall auf der Welt kämpfen Frauen auch in Ostkurdistan und im Iran für ein freies, gleiches, gerechtes und sicheres Leben und gegen das System der patriarchalen Ausbeutung. Sie stehen im Iran und Ostkurdistan auf gegen die Herrschaft, die das Regime über den Körper der Frauen durch Vergewaltigung, Belästigung, Mord, Missachtung und dem Entzug von Rechten schaffen will. Die einzige Möglichkeit, die systematischen Morde an Frauen zu verhindern, besteht darin, den gemeinsamen Kampf von Frauen zu entwickeln. Als Frauen ist es unsere grundlegende Devise, den gemeinsamen Kampf überall zu verstärken und unsere Selbstverteidigung praktisch werden zu lassen.“[1]