Die Vorsitzende des Ärzteverbands und Forensikerin Şebnem Korur Fincancı wurde in Istanbul festgenommen. Gegen sie wird ermittelt, weil sie nach Sichtung des Bildmaterials von #Chemiewaffen#einsätzen eine Untersuchung forderte.
Die renommierte Forensikerin und Präsidentin des Ärzteverbands (TTB) Şebnem Korur Fincancı wurde in Istanbul festgenommen. Korur Fincanci ist auch Vorstandsmitglied der Menschenrechtsstiftung in der Türkei (TIHV). Diese erklärte via Twitter: „Die TTB-Präsidentin und Vorstandsmitglied unserer Stiftung, Prof. Dr. Şebnem Korur Fincancı, wurde rechtswidrig festgenommen. Sie muss sofort freigelassen werden.“
Terrorverfahren nach MHP-Hetze
Gegen die Trägerin des Hessischen Friedenspreises 2018 wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, nachdem sie angesichts der Symptome, die sterbende Guerillakämpfer:innen auf Videos zeigten, von Hinweisen auf den Einsatz von Nervenkampfstoffen gesprochen und eine Untersuchung eingefordert hatte. Sie wird beschuldigt, Propaganda für eine „Terrororganisation“ betrieben und gegen den berüchtigten Artikel 301 verstoßen zu haben. Der sogenannte Türkentum-Paragraf regelt die „Beleidigung der türkischen Nation, des Staates der Republik Türkei und der
Institutionen und Organe des Staates“.
Das Verfahren wurde offensichtlich auf Betreiben der rechtsextremen MHP, Koalitionspartnerin der AKP, eingeleitet. Der MHP-Abgeordnete Muhammed Levent Bülbül warf Fincancı „Herabsetzung des Staates“ vor und bezeichnete den TTB als „Sprachrohr der PKK“, dessen Mitglieder man nicht als „Türken“ bezeichnen dürfe. „Wirkliche und wahrhaftige türkische Ärzte würden niemals Verrat begehen und Verräter unterstützen“, sagte Bülbül. Die Strafverfolgungsbehörden müssten umgehend Schritte einleiten, um eine Bestrafung aller Personen zu gewährleisten, die sich im Zusammenhang mit Vorwürfen über Chemiewaffeneinsätze der Türkei des Verrats schuldig machten.[1]