#Cemil Bayık#, Ko-Vorsitzender des KCK-Exekutivrats, ruft angesichts des Erdbebens zur Einstellung der militärischen Aktionen auf und erklärt: „Wir haben beschlossen, keine Aktionen durchzuführen, solange der türkische Staat nicht angreift.“
Mehr als 21.000 Todesopfer sind nach dem Erdbeben in Nordkurdistan, Rojava, Syrien und der Türkei bis jetzt gezählt worden. Angesichts der verheerenden Katastrophe erklärt der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK), Cemil Bayık: „Wir rufen alle unsere Kräfte, die militärische Aktionen durchführen, auf, ihre Aktionen in der Türkei, in den Metropolen und Städten einzustellen. Wir haben außerdem entschieden, dass wir, solange der türkische Staat nicht gegen uns vorgeht und uns nicht angreift, keine Aktionen durchführen werden. Diese Entscheidung soll so lange gelten, bis das Leid der Bevölkerung gelindert ist und die Wunden geheilt sind.“ Bayık unterstreicht, dass die Haltung des türkischen Staates bei der Umsetzung dieser Entscheidung von zentraler Bedeutung sein werde.
„Mörderische Besatzungspolitik hat das Leid vervielfacht“
Bayıks Erklärung lautet: „Wertes Volk, das Erdbeben hat eine große Katastrophe hervorgerufen. Die Menschen in den Katastrophengebieten in Nordkurdistan, Rojava, der Türkei und Syrien leiden unter extrem schweren Bedingungen. Die mörderische Besatzungspolitik des türkischen Staates hat das Leid der Menschen vervielfacht. Das kurdische, das türkische und das arabische Volk und all die anderen Identitäten in der Region leiden furchtbar.
Diese Situation hat uns tief bewegt. Ich wünsche den Verstorbenen Gottes Güte und den Verletzten schnelle Genesung. Ich möchte den Familien der Verstorbenen und dem ganzen Volk außerdem mein Beileid aussprechen. Wir fühlen und erleben dieses Leid mit euch.
Leider kann es überall auf der Welt Erdbeben geben. Aber das entscheidende ist, dass viele Länder Maßnahmen gegen Erdbeben ergreifen und deshalb ihre Schäden und Verluste geringer sind. Das betrifft sowohl die Zahl der eingestürzten Gebäude als auch die Zahl der Todesopfer. Aber wenn wir die Türkei betrachten, dann haben die Katastrophen ein solches Ausmaß, weil keine Maßnahmen ergriffen werden.
„Alle Möglichkeiten zur Rettung der Verschütteten mobilisieren“
Es sind immer noch Tausende verschüttet. Diese Menschen müssen aus den Trümmern befreit werden. Es ist Winter, es liegt Schnee, es regnet und es ist kalt. Wenn diese Menschen nicht sofort gerettet werden, dann sterben sie aufgrund der Kälte. Deswegen müssen alle ihre Möglichkeiten zur Rettung der Verschütteten mobilisieren. Alle, insbesondere die demokratischen Institutionen, müssen alle ihre Mittel dafür mobilisieren.
„Das AKP/MHP-Regime hat keine Maßnahmen ergriffen“
Die AKP und MHP sind an der Macht. Die AKP ist seit 20 Jahren an der Macht. Sie führt den Staat. Bekanntlich liegen Nordkurdistan und die Türkei an tektonischen Verwerfungslinien. Deswegen handelt es sich um eine häufig von Erdbeben betroffene Region und es hätten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden müssen. Aber die AKP hat nichts dergleichen getan. Sie dient nicht dem Volk. Bekanntlich wurden jahrelang Erdbebensteuern eingezogen. Aber niemand weiß, wohin diese Steuern geflossen sind. Der türkische Staat setzt alle seine Möglichkeiten ein, um Kurdistan und das kurdische Volk einem Massaker zu unterziehen. Dafür hat er Millionen Dollar ausgegeben. Es wird ein Spezialkrieg geführt, die eigenen Anhänger werden gestärkt, Söldnertruppen aufgebaut und Terrorgruppen unterstützt, ganze Einrichtungen für den Spezialkrieg geschaffen und massiv gefördert. Die Türkei hat alle ihre Ressourcen dazu ausgeschöpft. Deswegen hat der Staat den Völkern rein gar nichts gegeben. Das gilt insbesondere für das kurdische Volk. Das AKP/MHP-Regime hat ein Regime grenzenlosen Diebstahls, der Korruption, Gier und Plünderung entwickelt. Die Reichen wurden immer reicher gemacht. Die Bevölkerung wurde immer weiter in die Armut getrieben. So entstand ein tiefer Riss zwischen dem Regime und seinen Profiteuren und dem Volk. Wir wissen, dass Gesetze immer wieder für seine Unterstützer, für die Verbrecherbanden geändert wurden. Auch die Ausschreibungsverfahren wurden geändert, damit die Unterstützer der Regimes noch reicher werden.
„In anderen Ländern wird die Gefahr ernst genommen“
Wie gesagt, überall auf der Welt gibt es Erdbeben. Besonders schwere Erdbeben gibt es beispielsweise in Japan. Aber wir sehen, dass dort nicht so viele Gebäude einstürzen und es nicht so viele Todesopfer gibt. Warum? Weil dort die Gefahr ernst genommen wird und Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb gibt es keine so großen Opferzahlen bei Erdbeben. Wenn der türkische Staat Maßnahmen wie Japan ergriffen hätte, würden wir jetzt kein solches Leid erleben. Tausende Gebäude wären nicht eingestürzt, die Städte und Dörfer nicht zerstört worden. Tausende Menschen wären nicht gestorben oder verletzt worden.
„Der türkische Staat setzt alle Ressourcen auf den Krieg“
Während der AKP/MHP-Regierungszeit wurde unglaublich viel Geld gesammelt. Jedes Jahr wurde Geld für Erdbeben eingezogen, aber wir sehen, dass das Geld verschwunden ist. Es ist offensichtlich, dass alles in den Krieg gesteckt wurde. Denn es wurden Milliarden für den Krieg ausgegeben. Wenn dieses Geld für das Volk ausgegeben worden wäre, für Maßnahmen zum Schutz vor Erdbeben, für Gesundheit und für Bildung, dann würde es dieses Leid jetzt nicht geben. Die Völker in der Türkei würden in Wohlstand leben. Wenn heute einige sehr reich und das Volk verarmt ist, so ist das das Ergebnis der Politik des AKP/MHP-Regimes gegen das kurdische Volk. Denn es will das kurdische Volk massakrieren, deshalb leitet es alle Mittel in den Krieg um.
„Das Regime will die Schmerzen, den Aufschrei des Volkes unterdrücken“
Die Türkei wird wie ein Unternehmen geführt. Das AKP/MHP-Regime verhält sich dem Volk gegenüber wie ein grausamer Chef. Die Bedürfnisse des Volkes interessieren es nicht. Es hat sich niemals in diesem Sinne verhalten. Deshalb muss unser Volk, das türkische, das arabische Volk und alle anderen Völker, die in der Türkei leben, Rechenschaft dafür fordern. Die Menschen müssen sowohl Rechenschaft fordern als auch die Hilfe aufs höchste Niveau bringen. Das AKP/MHP-Regime hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Dabei geht es allein darum, das Ausmaß der Folgen des Bebens zu verbergen. Das Regime will die Schmerzen, den Aufschrei des Volkes unterdrücken. Die Schreie sollen niemanden erreichen. Dazu hat das Regime auch seine Medien mobilisiert. Es geht darum, die Völker und die Welt zu betrügen. Viele Dinge werden verborgen. Es wird so getan, als werde den Menschen überall geholfen. Das ist eine Lüge. Die unabhängigen Medien haben gezeigt, was wirklich los ist. Das Regime versucht außerdem, die von der Bevölkerung für die Erdbebengebiete mobilisierte Hilfe zu verhindern und die Solidarität unter den Völkern zu stoppen. Die Hilfe, die aus aller Welt kommt, soll umgelenkt werden, um die Regierung an der Macht zu halten. Deswegen müssen das kurdische Volk und die Völker in der Türkei die Hilfe auf allen Ebenen fortsetzen. Sie dürfen nicht zulassen, dass das Regime die Hilfe behindert.
Aufruf zur Einstellung von Aktionen
Angesichts dieser Katastrophe und des Leids unseres Volkes haben wir als Führung der Bewegung die jüngsten Entwicklungen bewertet und auf dieser Grundlage entsprechende Schlussfolgerungen gezogen, denn wir respektieren das Leben der Völker und der Menschen. Deshalb wollen wir nicht, dass die Menschen noch mehr Leid in diesem Leid erleben. Wir haben die Situation auf menschlicher, moralischer und ethischer Ebene bewertet und rufen alle unsere Kräfte, die militärische Aktionen durchführen, auf, ihre Aktionen in der Türkei, in den Metropolen und Städten einzustellen. Wir haben außerdem entschieden, dass wir, solange der türkische Staat nicht gegen uns vorgeht und uns nicht angreift, keine Aktionen durchführen werden. Diese Entscheidung soll so lange gelten, bis das Leid der Bevölkerung gelindert ist und die Wunden geheilt sind.
Ich wünsche nochmal den Verstorbenen Gottes Güte und den Verletzten schnelle Genesung. Ich möchte den Familien der Verstorbenen und dem ganzen Volk außerdem mein Beileid aussprechen und unterstreichen, dass dieses Leid durch gesellschaftliche Solidarität überwunden wird. Die Menschen werden gegenseitig ihre Wunden lindern.“[1]