Aufgrund der repressiven Politik des Sultans Abdülhamids II. (1876-1909) versprachen sich die Minderheiten auf türkischem Gebiet zunächst eine Liberalisierung von den oppositionellen Jungtürken.
Allerdings setzte sich dort bald eine vehement nationalistische Strömung unter Enver Bey (Enver Pascha) die von einem großtürkischen Reich bis zu den uigurischen Gebieten Chinas träumte. Diesen Bestrebungen erteilte Mustafa Kemal mit seinem Konzept des nationalen Rechtsecks (gemeint ist die geographische Form der Türkei) schließlich eine Absage, den Zwang zur türkischen Sprache und Kultur übernahm er allerdings. Die praktische Durchführung der Türkisierung überließ er dem radikal-nationalistischen Innenminister Talât Bey,
Mit dem 1. Weltkrieg zerfiel das Osmanische Reich schließlich nach rund 600 Jahren.
Exkurs: Der armenische Genozid
#Vertrag von Lausanne#
The Turkish Government undertakes to assure full and complete protection of life and liberty to ali inhabitants of Turkey without distinction of birth, nationality, language, race or religion.
All inhabitants of Turkey shall be entitled to free exercise, whether in public or private, of any creed, religion or belief, the observance of which shall not be incompatible with public order and good morals.
(aus dem Artikel 38)
All the inhabitants of Turkey, without distinction of religion, shall be equal before the law.
Differences of religion, creed or confession shall not prejudice any Turkish national in matters relating to the enjoyment of civil or political rights, as, for instance, admission to public employments, functions and honours, or the exercise of professions and industries.
No restrictions shall be imposed on the free use by any Turkish national of any language in private intercourse, in commerce, religion, in the press, or in publications of any kind or at public meetings.
Notwithstanding the existence of the official language, adequate facilities shall be given to Turkish nationals of non-Turkish speech for the oral use of their own language before the Courts.
(aus dem Artikel 39)
Verfassung der Türkei
Den türkischen Staatsbürgern darf in den Erziehungs- und Lehranstalten als Muttersprache keine andere Sprache beigebracht und gelehrt werden als Türkisch.
(Artikel 42)
Nachdem es bereits ab den 1890er-Jahren wiederholt zu Massakern an Armeniern gekommen war, kam es ab 1915 zum Genozid - der bis heute in der Türkei als solcher bezeichnet werden darf. Nach der Niederlage gegen Russland in der Schlacht von Sarıkamış dienten armenische Freiwilligenbataillone auf russischer Seite als Vorwand, um gegen die armenische Zivilbevölkerung vorzugehen. Sowohl bei der Entwaffnung und Ermordung armenischer Soldaten des osmanischen Heeres wie bei den Todesmärschen, bei denen die Bevölkerung ins Landesinnere getrieben wurde, waren Kurden stark involviert. Die Zahl der armenischen Opfer wird in der Literatur mit 880.000 bis 1,5 Millionen angegeben.
Die#Verträge von Sèvres# und Lausanne
Die türkische Nationalbewegung unter Mustafa Kemal (Atatürk) baute ab 1919 eine Gegenregierung auf. Nach der Besetzung Istanbuls und der Auflösung des Parlaments 1920 erhielt die Bewegung starken Zulauf von konservativen und religiösen Kreisen. 1920 kam es zu einem kurzen und blutigen Bürgerkreis, bei dem die kemalistischen Truppen die Armee des Sultans vernichtend schlug. Die Kurdenstämme des Südostens standen dabei auf der Seite des Sultans.
Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 sah unter anderem ein unabhängiges Armenien und ein autonomes Kurdistan vor, dem auch die Eigenstaatlichkeit nach einer Volksabstimmung in Aussicht gestellt wurde. Allerdings wurde der Vertrag aufgrund des Sturzes des letzten Sultans Mehmed VI. im November 1922 nicht ratifiziert. Mustafa Kemal und die am 29. Oktober 1923 ausgerufene Republik Türkei lehnten den Vertrag ab.
Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 sah unter anderem ein unabhängiges Armenien und ein autonomes Kurdistan vor, dem auch die Eigenstaatlichkeit nach einer Volksabstimmung in Aussicht gestellt wurde. Allerdings wurde der Vertrag aufgrund des Sturzes des letzten Sultans Mehmed VI. im November 1922 nicht ratifiziert. Mustafa Kemal und die am 29. Oktober 1923 ausgerufene Republik Türkei lehnten den Vertrag ab.
Im Februar 1925 kam es zum kurdisch-religiösen Scheich-Said-Aufstand. Kemal nutzte die Erhebung, um mit großer Härte jeglicher kurdischer Opposition die militärische Überlegenheit des Staates vorzuführen.
1927 wurde die internationale kurdische Bewegung Xoybûn gegründet, die bis 1946 bestand und als Ziel ein unabhängiges Kurdistan anstrebte.
Die Einschüchterung war nicht von Dauer. Weitere Erhebungen wie die Ararat-Aufstände (1926-1930) und der Dêrsim-Aufstand (1937/38) folgten und wurden von der türkischen Armee niedergeschlagen. Zahlreiche Dörfer wurden zerstört, die Bewohner ermordet oder deportiert. In einer Entschuldigung der Regierung von 2011 ist die Rede von 13.806 Todesopfern.
Aufgrund der Ararat-Aufstände kam es zu einem Abkommen zwischen der Türkei und dem Iran, um das Vorgehen gegen den kurdischen Widerstand zu koordinieren. 1937 wurde im Abkommen von Saadabad der Kreis der Staaten erweitert.Durch die Einbeziehung des Irak und Afghanistans sollen aufständischen Kurden die Wege zu Rückzugsgebieten abgeschnitten werden.
Die Türkisierung wurde in der Folge mit neuen Ortsbezeichnungen und Nachnamen sowie der Ansiedlung national gesinnter Türken vorangetrieben. In mehreren Wellen wurden die Namen von mehr als 12.000 Siedlungen geändert, wenn sie nicht-türkischen Ursprungs waren. Die nur im Kurdischen vorkommenden Buchstaben Q, X und W wurden bereits 1928 verboten.
Parallel wurden hunderttausende Kurden zwangsweise nach West- und Zentralanatolien umgesiedelt.
1930 erklärte Innenminister Mahmut Esat Bozkurt: Der Türke ist der einzige Herr, der einzige Meister dieses Landes. Diejenigen, welche nicht reinen türkischen Ursprungs sind, haben nur ein Recht in diesem Lande: Das Recht Knecht zu sein, das Recht Sklave zu sein, der einzige Meister dieses Landes. Diejenigen, welche nicht reinen türkischen Ursprungs sind, haben nur ein Recht in diesem Lande: Das Recht Knecht zu sein, das Recht Sklave zu sein.[1]