Das Team von #Amedspor# ist nach den organisierten rassistischen Angriffen in Bursa von Tausenden Fans in Amed empfangen worden. Ein Bündnis von NGOs forderte strafrechtliche Konsequenzen und erklärte: „Amedspor ist nicht allein!“
Das Fußballteam von Amedspor ist nach den Lynchangriffen beim Auswärtsspiel in Bursa von Tausenden Fans und solidarischen Menschen bei der Rückkehr in Amed (tr. Diyarbakir) empfangen worden. Die nach dem Erdbeben in der Stadt gegründete Plattform für Schutz und Solidarität, ein Bündnis von über 80 Nichtregierungsorganisationen, hat mit Fangruppen des Fußballclubs eine Pressekonferenz abgehalten und sich zu den organisierten rassistischen Angriffen bei dem Spiel gegen Bursaspor am Sonntag geäußert.
Burç Baysal, Vorsitzender des Beirats von Amedspor, wies darauf hin, dass es das erste Spiel des Vereins nach dem Erdbeben war und kurdische Mannschaften ständig mit rassistischen Gesängen konfrontiert sind. In Bezug auf die Verwendung rassistischer Symbole im gestrigen Spiel erklärte Baysal, dass diese die kurdische Gesellschaft an die blutigen 1990er Jahre erinnern sollten und das von den Kurd:innen eindeutig so wahrgenommen wurde. Baysal sagte: „Wir glauben nicht, dass nur die in Bursa lebende Fangemeinde in diese Vorfälle verwickelt ist. Unsere Mannschaften sind schon seit vielen Jahren von diesen Vorfällen betroffen. Amedspor und unsere regionalen Mannschaften sind keine Mannschaften, die man ausgrenzen und aussondern kann. Das sollten alle politischen Komponenten, die Mitarbeiter in der staatlichen Bürokratie und die Sportöffentlichkeit ganz klar wissen.
Rassistisch motivierte Hassreden
Nahit Eren, Präsident der Anwaltskammer von Amed, gab im Namen der Nichtregierungsorganisationen eine Erklärung ab und wies darauf hin, dass die Angriffe bereits am Tag vor dem Spiel begonnen haben: „Der Verein Amedspor war Beleidigungen, Drohungen und rassistisch motivierten Hassreden einer Gruppe von Personen ausgesetzt, die vor dem Hotel auftauchten, in dem sich das technische Team und die Fußballspieler vor dem Spiel gegen Bursaspor aufhielten. Die Behörden haben keine ausreichenden Präventivmaßnahmen ergriffen, um diese Handlungen zu verhindern, die begleitet von einem Feuerwerk vor dem Spiel begannen. Die Justiz leitete kein Verfahren gegen die Täter ein und die Behörden gaben keine präventiven und verurteilenden Erklärungen ab. Ermutigt durch diese fehlende Reaktion wurden am nächsten Tag während des Wettkampfs inakzeptable und kriminelle Angriffe und Handlungen begangen.
„Wir müssen zusammenhalten“
Zum Ablauf am Spieltag teilte Eren mit, dass die Angriffe erneut begannen, als die Amedspor-Fußballer und das technische Team das Spielfeld betraten, und bis zum Verlassen des Stadions anhielten: „Vom ersten Moment an, als die Amedspor-Fußballer und die technische Delegation das Spielfeld betraten, bis zu dem Moment, als sie das Stadion verließen, waren sie körperlichen und verbalen Angriffen von Bursaspor-Fußballern, technischem Personal und Zuschauern sowie hasserfüllten und beleidigenden Gesängen der Zuschauer ausgesetzt.“
Die in den Zuschauerrängen gezeigten Schilder mit Namen paramilitärischer Kräfte und Bilder von weißen Renaults vom Typ Toros, die mit den ungeklärten Morden und dem gewaltsamen Verschwindenlassen in den 1990er Jahren in Verbindung gebracht werden, seien ein klarer Hinweis auf organisierten Rassismus, fuhr Eren fort: „Wir sind uns der Botschaft bewusst, die durch die Zurschaustellung dieser Symbole, die mit all ihrer Dunkelheit im Gedächtnis der kurdischen Gesellschaft verankert sind, während eines Fußballspiels vermittelt werden soll. Mit diesen Drohungen soll eine Atmosphäre der Angst erzeugt werden.“
„Amedspor begeistert die Menschen in unserer Stadt“
Eren wies darauf hin, dass die Drohungen und die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Kurd:innen durch die Straffreiheit für die Taten in den 1990er Jahren genährt werden, und sagte: „In den Tagen, in denen wir als Land den durch eine große Erdbebenkatastrophe verursachten Schmerz betrauern und große Solidarität zeigen, um die Wunden gemeinsam zu heilen, müssen wir uns gemeinsam gegen das Übel stellen, das mit diesen hässlichen Vorfällen bezweckt wird. Amedspor begeistert die Menschen in unserer Stadt und in vielen Teilen des Landes mit seinen Erfolgen und seinem Sportsgeist. Leider findet dieses von Amedspor geschaffene Gefühl bei den Behörden, insbesondere in unserer Stadt, keine Resonanz und Unterstützung, und die ohnehin begrenzten Möglichkeiten von Amedspor werden eingeschränkt, es kommt zu Strafen und Ausgrenzung. Wir können nicht behaupten, dass die Ereignisse der letzten zwei Tage unabhängig von dieser Haltung der öffentlichen Stellen gegenüber Amedspor sind. Alle sollten jedoch wissen, dass Amedspor nicht allein ist und dass die gesamte institutionelle Dynamik unserer Stadt und ihre Anhänger im ganzen Land die Mannschaft weiterhin unterstützen werden. Wir möchten Folgendes klarstellen: Wenn die Behörden schweigen und nicht auf das reagieren, was gestern und vorgestern passiert ist, wenn es keine sportrechtliche und strafrechtliche Sanktionen gibt und die Verantwortlichen nicht zurücktreten, dann bedeutet das, dass diese Handlungen gebilligt werden.
Beschwerde bei der UEFA angekündigt
Wie Eren weiter mitteilte, werde sich Amedspor aufgrund des rassistischen und diskriminierenden Verhaltens während und vor des Spiels an die Ethik- und Disziplinarkommission der UEFA wenden: „Hassreden und Straftaten stellen eine erhebliche Bedrohung für den Gleichheitsgrundsatz dar, der eine der Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaftsordnung ist, ebenso wie für das Sportrecht. Wir erinnern daran, dass das Verbot von Hass und Diskriminierung eines der Grundprinzipien des internationalen Menschenrechtsschutzes ist, und fordern die Justizbehörden auf, die Täter zu identifizieren und vor Gericht zu stellen. Wir fordern die sofortige Einleitung von Ermittlungen gegen den Gouverneur und den Polizeichef in Bursa sowie gegen alle öffentlichen Bediensteten, die für die schwerwiegenden, den sozialen Frieden gefährdenden Handlungen während des Wettbewerbs verantwortlich sind und die von der ersten Nacht an nicht die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben.“[1]