Autor: #Abdullah Öcalan#
Verleger: Academy of Democratic Modernity
Veröffentlichungsdatum: 2024
Rojava oder die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien hatte vor allem im Widerstand gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) internationale Bekanntheit erlangt. Das revolutionäre Gesellschaftsprojekt hinter den Frontlinien blieb dabei lange unbeachtet – dabei entstand in der Region inmitten des Syrien-Krieges ein alternativer Gesellschaftsentwurf, der wegweisend ist für alle, die ein Leben jenseits von Kapitalismus, patriarchalen Strukturen und Ausbeutung anstreben. In Rojava wird versucht, nach den von Abdullah Öcalan entwickelten Ideen des Demokratischen Konföderalismus eine freie Gesellschaft aufzubauen. Dabei nimmt Ökologie zusammen mit der Frauenbefreiung und radikaler Demokratie einen zentralen Stellenwert ein.
Bei Öcalan wird Ökologie nie getrennt von gesellschaftlichen (Herrschafts-)Verhältnissen gesehen. Inspiriert von den Schriften des ökoanarchistischen Theoretikers Murray Bookchin (1921–2006), analysiert er die Entwicklungen von Staat und Macht, die Durchsetzung des Patriarchats, die Entstehung der ersten Städte und Klassen im Zusammenhang der Veränderung des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur. So sollte man die Wurzeln der ökologischen Krise, die sich parallel zur kapitalistischen Systemkrise verschärft, am Beginn der Zivilisation suchen. Denn die Entwicklung der durch Herrschaft entstehenden Entfremdung zwischen den Menschen innerhalb der Gesellschaft, bringe auch eine Entfremdung zur Natur mit sich.
Die Akademie der Demokratischen Moderne (ADM) hat nun mit einer Broschüre in aller Kürze versucht, Öcalans zentrale Gedanken zur Ökologie zusammenfassend darzustellen und damit einen Einstieg in sein ökologisches Denken zu bieten. „Ökologie – Aufstand der Natur“ lautet der Titel der 48-seitigen Lektüre, die von der ADM, die ihre zentrale Aufgabe in der Bildungsarbeit zur Schaffung eines neuen Verständnisses von demokratischer Politik, gesellschaftlicher Aufklärung und eines neuen politischen Bewusstseins sieht, bereitgestellt wird. Was die Idee hinter dem Projekt war, beantwortet die Akademie mit den Worten: „Vor dem Hintergrund der immer weiter fortschreitenden Klimakatastrophe und der notwendigen Diskussion über eine richtige Strategie ökologischer Bewegungen weltweit gewinnen die Ideen Öcalans eine besondere Bedeutung. Während in vielen Teilen der Welt ein aggressiver Kapitalismus die Umwelt angreift - wie zum Beispiel der gezielte Ökozid in Kurdistan oder der Neo-Extraktivismus in Lateinamerika - können Öcalans Vorschläge und der sichtbare Versuch, diese in Kurdistan umzusetzen, das richtige Rezept für eine von Umweltzerstörung geplagte Welt sein.“[1]