Bibliothek Bibliothek
Suchen

Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen


Suchoptionen





Erweiterte Suche      Tastatur


Suchen
Erweiterte Suche
Bibliothek
Kurdische Namen
Chronologie der Ereignisse
Quellen
Geschichte
Benutzer Sammlungen
Aktivitäten
Suche Hilfe?
Kurdipedische Publikationen
Video
Klassifikation
Zufälliger Artikel!
Registrierung der Artikel
Registrierung neuer artikel
Bild senden
Umfrage
Ihre Rückmeldung
Kontakt
Welche Informationen brauchen wir!
Standards
Nutzungsbedingungen
Artikel Qualität
Instrumente (Hilfsmittel)
Über
Kurdipedi Archivare
Artikel über uns!
Fügen Sie Kurdipedia auf Ihre Website hinzu
E-Mail hinzufügen / löschen
Besucherstatistiken
Artikel Statistik
Schriftarten-Wandler
Kalender-Konverter
Rechtschreibkontrolle
Sprachen und Dialekte der Seiten
Tastatur
Lebenslauf Nützliche Links
Kurdipedia extension for Google Chrome
Kekse
Sprachen
کوردیی ناوەڕاست
کرمانجی
Kurmancî
هەورامی
Zazakî
English
Français
Deutsch
عربي
فارسی
Türkçe
Nederlands
Svenska
Español
Italiano
עברית
Pусский
Fins
Norsk
日本人
中国的
Հայերեն
Ελληνική
لەکی
Azərbaycanca
Mein Konto
Anmelden
Mitgliedschaft!
Passwort vergessen!
Suchen Registrierung der Artikel Instrumente (Hilfsmittel) Sprachen Mein Konto
Erweiterte Suche
Bibliothek
Kurdische Namen
Chronologie der Ereignisse
Quellen
Geschichte
Benutzer Sammlungen
Aktivitäten
Suche Hilfe?
Kurdipedische Publikationen
Video
Klassifikation
Zufälliger Artikel!
Registrierung neuer artikel
Bild senden
Umfrage
Ihre Rückmeldung
Kontakt
Welche Informationen brauchen wir!
Standards
Nutzungsbedingungen
Artikel Qualität
Über
Kurdipedi Archivare
Artikel über uns!
Fügen Sie Kurdipedia auf Ihre Website hinzu
E-Mail hinzufügen / löschen
Besucherstatistiken
Artikel Statistik
Schriftarten-Wandler
Kalender-Konverter
Rechtschreibkontrolle
Sprachen und Dialekte der Seiten
Tastatur
Lebenslauf Nützliche Links
Kurdipedia extension for Google Chrome
Kekse
کوردیی ناوەڕاست
کرمانجی
Kurmancî
هەورامی
Zazakî
English
Français
Deutsch
عربي
فارسی
Türkçe
Nederlands
Svenska
Español
Italiano
עברית
Pусский
Fins
Norsk
日本人
中国的
Հայերեն
Ελληνική
لەکی
Azərbaycanca
Anmelden
Mitgliedschaft!
Passwort vergessen!
        
 kurdipedia.org 2008 - 2024
 Über
 Zufälliger Artikel!
 Nutzungsbedingungen
 Kurdipedi Archivare
 Ihre Rückmeldung
 Benutzer Sammlungen
 Chronologie der Ereignisse
 Aktivitäten - Kurdipedia
 Hilfe
Neue Artikel
Bibliothek
38 Jahre bewaffneter Kampf der PKK in Kurdistan
05-09-2024
هەژار کامەلا
Biografie
Adnan Koucher
29-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Sason (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Kozluk (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Hasankeyf (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Gercüş (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Beşiri (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Batman (Stadt)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Das Herz des Orients gewinnen!
26-08-2024
هەژار کامەلا
Biografie
Sefik Tagay
26-08-2024
هەژار کامەلا
Statistik
Artikel
  535,350
Bilder
  109,189
PDF-Buch
  20,183
verwandte Ordner
  103,294
Video
  1,512
Sprache
کوردیی ناوەڕاست - Central Kurdish 
305,910
Kurmancî - Upper Kurdish (Latin) 
89,627
هەورامی - Kurdish Hawrami 
65,950
عربي - Arabic 
30,096
کرمانجی - Upper Kurdish (Arami) 
17,716
فارسی - Farsi 
9,334
English - English 
7,519
Türkçe - Turkish 
3,667
لوڕی - Kurdish Luri 
1,690
Deutsch - German 
1,635
Pусский - Russian 
1,140
Français - French 
345
Nederlands - Dutch 
130
Zazakî - Kurdish Zazaki 
91
Svenska - Swedish 
69
Español - Spanish 
53
Polski - Polish 
53
Italiano - Italian 
51
Հայերեն - Armenian 
50
لەکی - Kurdish Laki 
37
Azərbaycanca - Azerbaijani 
26
日本人 - Japanese 
21
中国的 - Chinese 
18
Norsk - Norwegian 
17
Ελληνική - Greek 
15
עברית - Hebrew 
15
Fins - Finnish 
12
Português - Portuguese 
9
Ozbek - Uzbek 
7
Тоҷикӣ - Tajik 
7
Esperanto - Esperanto 
4
Čeština - Czech 
4
ქართველი - Georgian 
4
Catalana - Catalana 
3
Srpski - Serbian 
3
Kiswahili سَوَاحِلي -  
2
Hrvatski - Croatian 
2
ترکمانی - Turkman (Arami Script) 
1
Lietuvių - Lithuanian 
1
Cebuano - Cebuano 
1
балгарская - Bulgarian 
1
हिन्दी - Hindi 
1
Gruppe
Deutsch
Artikel 
902
Bibliothek 
330
Biografie 
257
Plätze 
86
Dokumente 
33
Märtyrer 
17
Veröffentlichungen 
6
Archäologische Stätten 
1
Parteien und Verbände 
1
Video 
1
Die Frauenfrage 
1
Repositorium
MP3 
323
PDF 
31,230
MP4 
2,489
IMG 
200,010
∑   Alles zusammen  
234,052
Suche nach Inhalten
Biografie
Deniz Kadah
Bibliothek
SOZIALE ÖKOLOGI
Bibliothek
Kafir: Allah sei Dank bin i...
Bibliothek
Das Kurdenproblem Von 1978 ...
Bibliothek
Die Eziden und das Ezidentum
Das Pogrom von Maraş 1978
Historische Fotos sind unser nationales Eigentum! Bitte entwerten Sie sie nicht mit Ihren Logos, Texten und Farben!
Gruppe: Artikel | Artikel Sprache: Deutsch - German
Teilen Sie
Facebook0
Twitter0
Telegram0
LinkedIn0
WhatsApp0
Viber0
SMS0
Facebook Messenger0
E-Mail0
Copy Link0
Rangliste Artikel
Ausgezeichnet
Sehr gut
Durchschnitt
Nicht schlecht
Schlecht
Zu meinen Favoriten hinzufügen
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel!
Geschichte des Items
Metadata
RSS
Suche im Google nach Bildern im Zusammenhang mit dem gewählten Artikel!
Googeln Sie das ausgewählte Thema.
کوردیی ناوەڕاست0
Kurmancî0
English0
کرمانجی0
هەورامی0
لوڕی0
لەکی0
Zazakî0
عربي0
فارسی0
Türkçe0
עברית0
Español0
Français0
Italiano0
Nederlands0
Svenska0
Ελληνική0
Azərbaycanca0
Catalana0
Cebuano0
Čeština0
Esperanto0
Fins0
Hrvatski0
Kiswahili سَوَاحِلي0
Lietuvių0
Norsk0
Ozbek0
Polski0
Português0
Pусский0
Srpski0
балгарская0
Тоҷикӣ0
Հայերեն0
ترکمانی0
हिन्दी0
ქართველი0
中国的0
日本人0

Das Pogrom von Maraş 1978

Das Pogrom von Maraş 1978
Burçin Tümay

Im Dezember 1978 folgten in der Stadt Kahramanmaraş Ausschreitungen zwischen Sunniten und Aleviten, welche in dieser Stadt einen beachtlichen Teil der Bevölkerung ausmachen.

Die Konflikte, die immer wieder zwischen diesen beiden Religionsgemeinschaften ausbrechen, haben nicht nur einen religiösen Hintergrund. Die Aleviten sind traditionell der Republikanischen Volkspartei (CHP) zugetan, da diese die säkulare Neugründung der Nation im Jahre 1923 als einen Weg zur gleichberechtigten Bürgerschaft ohne religiöse Diskriminierung betrachten. Um die schrecklichen Geschehnisse in Kahramanmaraş darlegen zu können, ist die Berücksichtigung des politischen Kontextes der vergangenen Jahrzehnte daher aufschlussreich.

Die ersten zögerlichen Schritte in Richtung westliche Demokratie machte die Türkei Mitte der 1940er-Jahre mit der Einführung des Mehrparteiensystems. In den ersten freien Wahlen von 1950 errang die 1946 gegründete Demokratische Partei (DP) einen überwältigenden Sieg über die von Mustafa Kemal gegründete und bis dahin allein regierende Republikanische Volkspartei (CHP). Ihre dramatischen Verluste waren der Preis dafür, dass die Kemalisten über 20 Jahre lang genauso despotisch und selbstherrlich geherrscht hatten wie ihre osmanischen Vorfahren. Das Komitee für Einheit und Fortschritt, in Europa als Jungtürken bekannt, übernahm von den Osmanen das Verständnis eines Staates, der von einer aufgeklärten Elite geführt werden muss. Dies wurde unverändert in die kemalistische Ideologie eingebaut, welche dem Staat eine fast mystische Bedeutung einräumte. Dieses elitäre Staatsverständnis war der rote Faden, der über all die Jahrhunderte die Politik des Osmanischen Reiches, der Jungtürken und der Kemalisten verband.

Mit der Ernennung des DP-Vorsitzenden Adnan Menderes zum Ministerpräsidenten begann eine Politik der grosszügigen Investitionen und eine allmähliche Rückkehr zur Religion: Menderes versprach seinen Wählern die erdrückende staatliche Kontrolle zu beseitigen und die Wirtschaft nach dem Beispiel westlicher Länder zu liberalisieren. Ausserdem sicherte er den Bauern zu, der religiösen Unterdrückung der CHP ein Ende zu bereiten. Dabei erlaubte er die sogenannten religiösen Imam-Hatip-Schulen um religiöse Führer auszubilden, und buhlte um die Gunst der religiösen Bruderschaften, türk. Tarikat, die während der Einparteienregierung der Kemalisten in den Untergrund getaucht waren. Als Menderes, inzwischen autoritär und korrupt geworden, jede Kritik an seiner Politik mit Repression zu unterdrücken versuchte und auf die Proteste der Studenten das Kriegsrecht erklärte, wurde die Regierung am 27. Mai 1960 von der Armee gestürzt. Menderes und zwei seiner engen Mitarbeiter wurden zum Tode verurteilt. Die Offiziere des Militärputsches 1960 beschuldigten die DP des „Verrats an den kemalistischen Idealen.“

Der Zeitraum zwischen 1960 und 1970 wurde allgemein als eine Periode der beschleunigten Industrialisierung und Urbanisierung der Türkei angesehen. Die Mitgliederzahlen der Gewerkschaften stiegen und die Studenten solidarisierten sich; Streiks und Arbeiterproteste prägten den Alltag in den Grossstädten. Wie ihre europäischen Altersgenossen waren die linken Studenten empört über die amerikanischen Bombardierungen in Vietnam. Der charismatische Deniz Gezmiş, Student an Ankaras renommierter Middle East Technical University, wurde zum Führer der linken Studentenbewegung und zu einer ihrer Ikonen. Als am 4. März 1971 eine Guerillagruppe um Deniz Gezmiş aus Protest gegen die USA vier in der Türkei stationierte amerikanische Soldaten entführten, stürzte das ganze Land ins Chaos.

Am 12. März 1971 zwang die Armeeführung die konservative Regierung Demirel zum Rücktritt; das Kriegsrecht wurde in elf Provinzen verkündet, zahllose linke Studenten und Gewerkschafter wanderten ins Gefängnis: Zum ersten Mal wurde ein Keil zwischen Studentenbewegung und Armee geschlagen. Der damals inhaftierte Deniz Gezmiş und zwei seiner Freunde wurden zum Tode verurteilt und am 6. Mai 1972 gehängt. Die folgenden Jahre waren allgemein geprägt von einer unendlichen Serie kurzlebiger Koalitionen zwischen dem Konservativen Demirel, dem Islamisten Erbakan, dem Rechtsextremisten Türkeş und Ecevit, dem neuen Vorsitzenden der CHP, der aus der veralteten Staatspartei eine zeitgemässe Partei „links der Mitte“ zu machen versuchte. Die ganzen Wahlen, Koalitionsbildungen und der Kauf von Abgeordneten lähmten das politische System der Türkei. Die Bruchlinie zwischen Linker und Rechter verlief inzwischen nicht nur durch Universitäten, sondern spaltete auch Lehrer, Staatsbeamte, die Slums „Gecekondu-Viertel“ und selbst die Polizei. Die Gewalt wollte landesweit kein Ende mehr nehmen. Nach den Ausschreitungen bei der Maikundgebung am 1. Mai 1977 auf dem zentralen Istanbuler Taksim-Platz, bei dem insgesamt 36 Menschen starben und Hunderte verletzt und festgenommen wurden, kam es in Kahramanmaraş zu einer Serie von Gewaltausbrüchen.

Wir schreiben das Jahr 1978: Alles begann damit, dass im „Çiçek“- („Blume“) Kino in Kahramanmaraş der Film „Zeynel ile Veysel“ („Zeynel und Veysel“, typisch alevitische Namen) durch den Film „Wann geht die Sonne auf?“ - ein Film mit pro-nationalistischem Gedankengut – ersetzt wurde. Ein Bombenanschlag mit sehr geringer Detonationskraft wurde durch den jungen rechtsradikalen Ökkeş Kenger auf das Kino verübt. Die Nachricht „Die Bombe haben linke Kizilbaş (eine andere Bezeichnung für Aleviten) gelegt!“ verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Umgebung. Am nächsten Tag wurde ein von Aleviten bewohntes Lesehaus bombardiert, und am darauf folgenden Tag zwei sich als Demokraten bekennende Lehrer (Hacı Çolak und Mustafa Yüzbaşıoğlu) umgebracht. Als am Tag darauf den zwei Opfern das letzte Geleit gegeben werden sollte, wurde die Menge durch Faschisten mit dem Spruch „Den Kommunisten und Aleviten wird das Trauergebet nicht verrichtet!“ angegriffen. Das Fass zum Überlaufen brachte der Imam Mustafa Yıldız mit folgendem Rat: „Mit Fasten und Beten wird man kein Wallfahrer, wer einen Aleviten umbringt, der gewinnt so viel an Wohltätigkeit, wie wenn er fünfmal nach Mekka pilgern würde. Alle unsere Glaubensbrüder müssen sich gegen die Regierung, Kommunisten und Ungläubigen auflehnen. Wir müssen unser Umfeld von Aleviten und ungläubigen sunnitischen Anhängern der CHP säubern.“

Nachdem sich die Menge aufgelöst hatte und die Särge achtlos liegen gelassen wurden, machte sich die aggressive Masse, die weder durch Sicherheitsleute noch durch die Polizei aufgehalten wurde, auf den Weg, um alevitische und CHP-angehörige Geschäfte zu demolieren. Bei den Ausschreitungen verloren drei Menschen ihr Leben. In der Nacht des 22. Dezembers mobilisierten Faschisten in sunnitischen Quartieren die Menschen mit der Hiobsbotschaft, dass am nächsten Tag linke Aleviten einen Anschlag planen würden. Als auch noch einige Mullahs zum „heiligen Krieg“ (Dschihad) aufriefen, erreichten die Ausschreitungen gegen Linke und Aleviten ihren Höhepunkt. Daraufhin wurden in alevitischen Stadtvierteln systematisch Geschäfte angegriffen, Menschen aus ihren Häusern herausgezerrt und auf bestialische Weise massakriert. Frauen wurden vergewaltigt und Kinder und ältere Menschen kaltblütig ermordet. Die Tatsache, dass die alevitischen Häuser Tage zuvor penibel in Nazi-Manier markiert worden waren, erzeugte den Eindruck einer gezielten Meuterei gegen alevitische und linke Bewohner in Kahramanmaraş. An das Ausgehverbot vom 24. Dezember hielten sich nur die Sicherheitsleute und die Polizisten. Obwohl sich die Spannungen Tag für Tag steigerten und kurz vor der Eskalation standen, wurden dennoch keine Soldaten in das Konfliktgebiet geschickt. Unter diesen Umständen konnten die Faschisten mit ihrer bewaffneten Verstärkung ungestört wüten. Der Slogan „Heute ist der Tag des Dschihad, wer einen Aleviten umbringt, kommt ins Paradies“ oder „Bringen wir Aleviten um, säubern wir unsere Heimat von ihnen“ widerspiegeln anno dazumal den Hass der radikalen Nationalisten gegenüber Andersgläubige und -gesinnte. Auch die Regierung blieb nicht verschont: „Unser Führer Türkeş ist unter uns, wo ist eurer?“ oder „Geht und ruft euren „Karaoğlan“ (so wurde Ecevit genannt), damit er euch hilft; unser Türkeş ist bei uns“.

Laut offiziellen Angaben brachten die drei Tage und Nächte andauernden Anschläge 111 Tote auf alevitischer Seite hervor, wobei Augenzeugen zufolge die Zahl der Opfer deutlich höher liegt (ca. 1000). Hinzu kommen noch einige hundert Verletzte. Die Gebäuden der CHP, der Türkischen Arbeitspartei (TIP), der Türkischen Kommunistischen Partei (TKP), des Töb-Der und des Solidaritätsvereins der Polizisten (Pol-Der) wurden beschädigt. Aufgrund der Geschehnisse verliessen viele Aleviten aus Angst vor weiteren Anschlägen Kahramanmaraş.

Während den Ereignissen in Kahramanmaraş stellte CHP die Regierung und Bülent Ecevit war Ministerpräsident der Türkischen Republik. Wegen den Vorfällen wurde über zahlreiche Provinzen ab dem 26. Dezember 1978 um 7.00 Uhr der Ausnahmezustand erklärt und später auf andere Städte erweitert (Istanbul, Ankara, Kahramanmaras, Adana, Erzincan, usw.). Die Anklagen und Prozesse, die in den Gerichten des Ausnahmezustandes eröffnet worden waren, dauerten bis ins Jahr 1991. Es wurde gegen insgesamt 804 rechte und rechtsextreme Personen Anklage erhoben, 29 Beschuldigten wurde die Todesstrafe auferlegt, sieben wurden zur lebenslänglichen Haft verurteilt und 321 Personen erhielten Strafen zwischen 1 bis 24 Jahren. Die Beschlüsse in den Gerichten des Ausnahmezustandes wurden jedoch vom Berufungsgericht verschoben oder aufgehoben und die Todesstrafen nicht vollzogen.

Es erscheint äusserst suspekt, dass einer der Hauptangeklagten lange Zeit noch als Abgeordneter einer rechtsradikalen Partei im türkischen Parlament sass. Noch immer werden diese Angriffe gegenüber Aleviten seitens der türkischen Regierung nicht aufgearbeitet. Leider war das Massaker vom 22. Dezember 1978 in Kahramanmaraş ein erneuter Beweis dafür, dass in der Türkei weiterhin Menschen wegen ihrer religiösen und ethnischen Zugehörigkeit durch fundamentalistische und rechtsradikale Kreise diskriminiert und nicht toleriert werden.

Gut zu wissen:
- Ökkeş Kenger, der den Bombenanschlag im Kino verübt hatte, wird zum Tode verurteilt, wird aber kurz vor dem Militärputsch 1980 freigesprochen. Unter einem neuen Namen (Ökkeş Şendiller)beginnt er eine glänzende politische Karriere anzustreben: 1989 kandidiert er als Bürgermeister in Kahramanmaraş (gewinnt die Wahl nicht) und wird 1991 Abgeordneter der Partei der Nationalistischen Arbeit (MCP). 1992 gründen er und Muhsin Yazicioglu (Gründer des rechtsextremen „Ülkücü Ocakları Derneği“) die Partei der Großen Einheit (BBP). Später behauptet Şendiller in einem Dokumentarfilm („Şahların Labirenti“), der 2008 auf TRT-1 ausgestrahlt wird, dass Hrant Dink und seine Freunde für das Massaker in Kahramanmaraş verantwortlich seien.

- 2006 tauchen im Archiv von Ecevit Dokumente auf, die er Rıdvan Akar und Can Dündar übergibt, bevor er stirbt, welche die Unterschrift des türkischen Inlandsnachrichtendienstes (Millî İstihbarat Teşkilâtı MİT) tragen. Laut diesen Dokumenten wurde das Massaker vom MIT organisiert.

- Einige Tage nach den Vorfällen behauptet das Radio France Internationale (RFI), dass die CIA die Finger im Spiel hätten.
Erlebnisse von Zeitzeugen
„Widerstand von aussen“

Urum Güler war 24 Jahre jung, als die Ereignisse in Kahramanmaraş geschehen. Einen Tag vor dem Bombenanschlag befand er sich in Maraş, am Tag der Geschehnisse war er in seinem Dorf. Viele Leute flüchteten in die Dörfer in der Umgebung von Kahramanmaraş. Als sie von dem Anschlag erfuhren, machten sich Urum und drei weitere Personen auf den Weg nach Gaziantep Islahiye, um Waffen zu kaufen. Bewaffnet mit Gewehren und Munition fuhren sie am darauf folgenden Tag (20.12.1978) am frühen Morgen mit einem Traktor Richtung Kahramanmaraş. Auf dem Weg trafen sie andere Sympathisanten, die sie mitnahmen. Als sie sich dem Eingang von „Karamaraş“ (was so viel wie „schwarzes Maraş“ bedeutet) näherten, wurden sie von Soldaten abgefangen, welche den Eingang bewachten, damit niemand eindringen oder flüchten konnte. Ein Freund von Urum sprang in den Fluss und konnte sich so retten, Urum selber schaffte es die Soldaten mit dem Traktor abzuhängen. Seine restlichen Freunde wurden anschliessend festgenommen und verhaftet. Am Horizont sah Urum die Stadt brennen. Er kehrte in ein anderes alevitisches Dorf - Çokyaşar Köyü - zurück. In diesem Dorf herrschte eine sehr ängstliche und passive Stimmung. Die Leute waren gerade mit den Vorbereitungen für eine Hochzeit beschäftigt, als Urum sie erreichte. Aus Angst vor Angriffen vertrieben sie Urum aus ihrem Dorf, um nicht zu Schaden zu kommen. Er beschloss in das Dorf Çakallar zu fahren, welches zwischen Kahramanmaraş und seinem Dorf liegt und überwiegend von sunnitischen Kurden bewohnt ist. Er erfuhr, dass dort Leute abgefangen wurden, die aus Kahramanmaraş flüchten konnten und dass die Bewohner sie an der Flucht hinderten, schlugen oder ihnen das Leben nahmen. Auch der Cousin seiner Mutter verlor dort sein Leben. Als ihm dies zu Ohren kam, beschloss er nicht mehr in die Stadt, sondern nach Çakallar zu fahren, um dort den Durchgang für die Flüchtenden zu öffnen. Als er das Dorf erreichte, erwartete ihn eine erdrückende Stille. Viele seiner Bekannten hatten ihr Leben in diesem Dorf verloren.

„Widerstand im Innern“

Salman Ilgüplü, damals 31 Jahre alt, befand sich zum Zeitpunkt des Attentats in seinem Dorf ausserhalb der Stadt. Als sie von den Geschehnissen in Kahramanmaraş Wind bekamen, machten er und Mehmet Mengücek sich auf den Weg, um Waffen aufzutreiben. Mehmet Mengücek war ein Revolutionär und Freund von Deniz Gezmiş, er war zudem ein Guerillakämpfer, der im Kampflager von Jassir Arafat ausgebildet worden war. Bewaffnet mit Gewähren fuhren sie zunächst mit Motorrädern ebenfalls in das Dorf Çokyaşar Köyü, um Unterstützung zu holen. Doch als auch sie von den feiernden Menschen abgewiesen wurden, richteten sie die Waffen auf die Hochzeitsgesellschaft und beschimpften sie des Verrats an ihren eigenen Leuten. An einem solchen Tag Hochzeit zu feiern sei unmenschlich und egoistisch. Ilgüplü und Mengücek machten sich auf den Weg nach Kahramanmaraş und schafften es tatsächlich, die Sperre zu überlisten und in die Stadt einzudringen. Salman Ilgüplü erzählt, dass Tage zuvor plötzlich ungewöhnlich viele Lotterielosverkäufer in der Stadt gewesen waren und systematisch Türen markierten. Die Hotels seien alle überbucht gewesen und viele Leute ausserhalb der Stadt nach Kahramanmaraş gebracht worden.

Der erfahrene Mengücek organisierte seine Männer so, dass sie sich in den Strassenecken als Beobachter positionierten. Er selber wagte den Alleingang und drang in die Mitte der Geschehnisse. Dort wurde er von einer Gruppe von Faschisten überrascht, schaffte es aber, sich zu wehren. Salman und die anderen bekamen zu der Zeit keine Nachricht von ihm und wurden so im Unklaren gelassen. Später erfuhren sie, dass Mengücek von einem Soldaten erschossen wurde und sein Leben im Kampf gegen die Faschisten verlor. Erst nach einigen Tagen konnten sie seine Leiche finden und ihn in sein Dorf zurück bringen. Heute heisst die Tochter von Salman Ilgüplü im Andenken an seinen Freund Mehmet Mengücek, „Gül Mengücek“.[1]

Dieser Artikel wurde bereits 676 mal angesehen
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel!
HashTag
Quellen
[1] Website | Deutsch | alevi-zurich.ch 23-12-2012
Verlinkte Artikel: 8
Gruppe: Artikel
Artikel Sprache: Deutsch
Publication date: 23-12-2012 (12 Jahr)
Art der Veröffentlichung: Born-digital
Dialekt: Deutsch
Inhaltskategorie: Menschenrecht
Inhaltskategorie: Kurdenfrage
Städte: Maraş
Technische Metadaten
Artikel Qualität: 99%
99%
Hinzugefügt von ( هەژار کامەلا ) am 21-12-2023
Dieser Artikel wurde überprüft und veröffentlicht von ( سارا ک ) auf 21-12-2023
Dieser Artikel wurde kürzlich von ( سارا ک ) am 21-12-2023 aktualisiert
URL
Dieser Artikel ist gemäss Kurdipedia noch nicht finalisiert
Dieser Artikel wurde bereits 676 mal angesehen
Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen
Artikel
Dieser Tanz wird niemals enden
Biografie
Dilan Yeşilgöz
Biografie
Amed Sherwan
Artikel
Das nepotistische Korruptionswerk des Barzanî-Clans
Artikel
Ein Volk jenseits des Staates – Kurdische Bewegungen und Selbstbestimmung im 20. und 21. Jahrhundert
Biografie
Adnan Koucher
Bibliothek
Interpretationen türkisch- kurdischer Jugendkonflikte in Berlin
Biografie
Leyla Îmret
Bibliothek
38 Jahre bewaffneter Kampf der PKK in Kurdistan
Archäologische Stätten
Stadtmauer von Diyarbakır
Biografie
Sefik Tagay
Biografie
Sebahat Tuncel
Biografie
Mely Kiyak
Artikel
Amed: Nach Mord an Achtjähriger gehen Tausende auf die Straße
Artikel
Zur Geschichte der kurdischen Frage
Biografie
Kemal Bozay
Bibliothek
Das Herz des Orients gewinnen!
Biografie
Saya Ahmad
Bibliothek
Die Eziden und das Ezidentum
Biografie
Sherko Fatah
Bibliothek
EINE PÄDAGOGISCHE HANDREICHUNG zum Umgang mit Salafismus, türkischem Ultranationalismus, Antisemitismus und Antiziganismus

Actual
Biografie
Deniz Kadah
07-05-2022
هەژار کامەلا
Deniz Kadah
Bibliothek
SOZIALE ÖKOLOGI
27-06-2024
هەژار کامەلا
SOZIALE ÖKOLOGI
Bibliothek
Kafir: Allah sei Dank bin ich Atheist
19-08-2024
هەژار کامەلا
Kafir: Allah sei Dank bin ich Atheist
Bibliothek
Das Kurdenproblem Von 1978 bis zu Gegenwart
21-08-2024
هەژار کامەلا
Das Kurdenproblem Von 1978 bis zu Gegenwart
Bibliothek
Die Eziden und das Ezidentum
26-08-2024
هەژار کامەلا
Die Eziden und das Ezidentum
Neue Artikel
Bibliothek
38 Jahre bewaffneter Kampf der PKK in Kurdistan
05-09-2024
هەژار کامەلا
Biografie
Adnan Koucher
29-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Sason (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Kozluk (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Hasankeyf (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Gercüş (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Beşiri (Batman)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Batman (Stadt)
27-08-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Das Herz des Orients gewinnen!
26-08-2024
هەژار کامەلا
Biografie
Sefik Tagay
26-08-2024
هەژار کامەلا
Statistik
Artikel
  535,350
Bilder
  109,189
PDF-Buch
  20,183
verwandte Ordner
  103,294
Video
  1,512
Sprache
کوردیی ناوەڕاست - Central Kurdish 
305,910
Kurmancî - Upper Kurdish (Latin) 
89,627
هەورامی - Kurdish Hawrami 
65,950
عربي - Arabic 
30,096
کرمانجی - Upper Kurdish (Arami) 
17,716
فارسی - Farsi 
9,334
English - English 
7,519
Türkçe - Turkish 
3,667
لوڕی - Kurdish Luri 
1,690
Deutsch - German 
1,635
Pусский - Russian 
1,140
Français - French 
345
Nederlands - Dutch 
130
Zazakî - Kurdish Zazaki 
91
Svenska - Swedish 
69
Español - Spanish 
53
Polski - Polish 
53
Italiano - Italian 
51
Հայերեն - Armenian 
50
لەکی - Kurdish Laki 
37
Azərbaycanca - Azerbaijani 
26
日本人 - Japanese 
21
中国的 - Chinese 
18
Norsk - Norwegian 
17
Ελληνική - Greek 
15
עברית - Hebrew 
15
Fins - Finnish 
12
Português - Portuguese 
9
Ozbek - Uzbek 
7
Тоҷикӣ - Tajik 
7
Esperanto - Esperanto 
4
Čeština - Czech 
4
ქართველი - Georgian 
4
Catalana - Catalana 
3
Srpski - Serbian 
3
Kiswahili سَوَاحِلي -  
2
Hrvatski - Croatian 
2
ترکمانی - Turkman (Arami Script) 
1
Lietuvių - Lithuanian 
1
Cebuano - Cebuano 
1
балгарская - Bulgarian 
1
हिन्दी - Hindi 
1
Gruppe
Deutsch
Artikel 
902
Bibliothek 
330
Biografie 
257
Plätze 
86
Dokumente 
33
Märtyrer 
17
Veröffentlichungen 
6
Archäologische Stätten 
1
Parteien und Verbände 
1
Video 
1
Die Frauenfrage 
1
Repositorium
MP3 
323
PDF 
31,230
MP4 
2,489
IMG 
200,010
∑   Alles zusammen  
234,052
Suche nach Inhalten
Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen
Artikel
Dieser Tanz wird niemals enden
Biografie
Dilan Yeşilgöz
Biografie
Amed Sherwan
Artikel
Das nepotistische Korruptionswerk des Barzanî-Clans
Artikel
Ein Volk jenseits des Staates – Kurdische Bewegungen und Selbstbestimmung im 20. und 21. Jahrhundert
Biografie
Adnan Koucher
Bibliothek
Interpretationen türkisch- kurdischer Jugendkonflikte in Berlin
Biografie
Leyla Îmret
Bibliothek
38 Jahre bewaffneter Kampf der PKK in Kurdistan
Archäologische Stätten
Stadtmauer von Diyarbakır
Biografie
Sefik Tagay
Biografie
Sebahat Tuncel
Biografie
Mely Kiyak
Artikel
Amed: Nach Mord an Achtjähriger gehen Tausende auf die Straße
Artikel
Zur Geschichte der kurdischen Frage
Biografie
Kemal Bozay
Bibliothek
Das Herz des Orients gewinnen!
Biografie
Saya Ahmad
Bibliothek
Die Eziden und das Ezidentum
Biografie
Sherko Fatah
Bibliothek
EINE PÄDAGOGISCHE HANDREICHUNG zum Umgang mit Salafismus, türkischem Ultranationalismus, Antisemitismus und Antiziganismus
Ordner
Biografie - Geschlecht - Männlich Biografie - Nation - Kurde Artikel - Provinz - Nord-Kurdistan Artikel - Provinz - West-Kurdistan Artikel - Provinz - Türkei Artikel - Provinz - Kurdistan Artikel - Provinz - Deutschland Biografie - Persönlichkeitstyp - Dichter Biografie - Persönlichkeitstyp - Schriftsteller Biografie - Persönlichkeitstyp - Roman Schriftsteller

Kurdipedia.org (2008 - 2024) version: 15.83
| Kontakt | CSS3 | HTML5

| Generationszeit Seite: 1.75 Sekunde(n)!