Mit dem Sturz des Baath-Regimes, das über viele Jahre hinweg eine tyrannische Herrschaft in Syrien ausübte, ist nun ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Landes angebrochen. Nur durch Zusammenarbeit, Einigkeit und die gemeinsame Ausarbeitung eines abgestimmten Vorgehens können wir diese Übergangszeit erfolgreich bewältigen. Wir sind der Überzeugung, dass die Politik der Ausgrenzung und Marginalisierung, die Syrien in seiner Entwicklung behindert hat, beendet werden muss. Alle politischen Akteure sollten am Aufbau eines neuen Syriens teilnehmen, auch während der Übergangszeit. Daher möchten wir alle syrischen Akteure dazu ermutigen, ihre Ansätze zueinander zu überdenken und dabei die gemeinsamen nationalen Interessen über alle anderen Überlegungen zu stellen.
Wir sind der Überzeugung, dass eine Zusammenarbeit zwischen der Demokratischen Selbstverwaltung und der politischen Verwaltung in Damaskus im Interesse aller Syrerinnen und Syrer wäre und dazu beitragen könnte, diese schwierige Phase erfolgreich zu überwinden.
Die demokratische Selbstverwaltung der Region Nord- und Ostsyrien ist sich ihrer Verantwortung gegenüber dem syrischen Volk mit all seinen Bevölkerungsgruppen bewusst. In Übereinstimmung mit den uns vom syrischen Volk auferlegten Pflichten möchten wir den Vorschlag unterbreiten, einen syrisch-syrischen Dialog zu initiieren, um gemeinsam ein neues Syrien aufzubauen.
Wir möchten zudem die positive Rolle der arabischen Staaten hervorheben, die das syrische Volk mit all seinen Bevölkerungsgruppen unterstützen. Diese Unterstützung ist von entscheidender Bedeutung, um ein neues Syrien zu schaffen, das die Rechte aller Bevölkerungsgruppen gewährleistet, auf der Grundlage demokratischer Prinzipien, die eine geeignete Grundlage für einen umfassenden nationalen Dialog bieten, an dem alle teilnehmen können.
In diesem Sinne möchten wir alle syrischen Akteure dazu einladen, gemeinsam an der Verwirklichung dieser Schritte zu arbeiten, die wir in dieser Phase als entscheidend erachten:
1. In erster Linie gilt es, die Einheit und Souveränität des syrischen Staates zu erhalten und das Land vor Angriffen des türkischen Staates sowie seiner Unterstützer zu schützen.
2. Militärische Operationen auf dem gesamten syrischen Territorium sollten beendet werden, um einen umfassenden und konstruktiven nationalen Dialog zu beginnen.
3. Wir appellieren an alle Seiten, von einer Rhetorik des Hasses und des Verrats abzusehen, um den Weg für einen konstruktiven Dialog zu ebnen. Syrien ist ein Land, das in vielerlei Hinsicht reich ist. Dieser Reichtum muss bewahrt werden, und zwar auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Demokratie.
4. Wir schlagen ein baldiges Treffen der syrischen politischen Akteure in Damaskus vor, um die Visionen für die Übergangsphase zu vereinheitlichen.
5. Wir möchten gerne darauf hinwirken, dass Frauen noch stärker als bisher am politischen Prozess partizipieren.
6. Wir betonen, dass die Ressourcen und wirtschaftlichen Reichtümer gerecht zwischen allen syrischen Regionen verteilt werden sollten, da sie allen Bürgern des syrischen Volkes gehören.
7. Wir möchten darauf hinwirken, dass die ursprüngliche und gewaltsam vertriebene Bevölkerung in ihre Gebiete zurückkehren kann. Dabei ist es uns ein Anliegen, ihr kulturelles Erbe zu bewahren und die Politiken des demografischen Wandels zu beenden.
8. Angesichts der Entwicklungen in Syrien bekräftigen wir unser Engagement im Kampf gegen den Terrorismus, um die Rückkehr des terroristischen IS zu verhindern, und zwar durch die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen den Syrisch-Demokratischen Kräften und der internationalen Anti-IS-Koalition.
9. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Zustand der Besatzung beendet werden muss. Das syrische Volk muss die Möglichkeit erhalten, über seine Zukunft selbst zu bestimmen und dabei das Prinzip der guten Nachbarschaft anwenden können.
10. Wir begrüßen die konstruktive Rolle der arabischen Staaten, der Vereinten Nationen, der Akteure der internationalen Anti-IS-Koalition und aller aktiven internationalen Akteure und fordern sie alle auf, eine positive und effektive Rolle bei der Beratung und Unterstützung des syrischen Volkes zu übernehmen und die Verständigung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu erleichtern, um Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten und ausländische Interventionen zu stoppen.
Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien,
16-12- 2024.[1]