Bibliothek Bibliothek
Suchen
  

Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen


Suchoptionen


Erweiterte Suche      Tastatur


Suchen
Erweiterte Suche
Bibliothek
Kurdische Namen
Chronologie der Ereignisse
Quellen
Geschichte
Benutzer Sammlungen
Aktivitäten
Suche Hilfe?
Kurdipedische Publikationen
Video
Klassifikation
Zufälliger Artikel!
Registrierung der Artikel
Registrierung neuer artikel
Bild senden
Umfrage
Ihre Kommentare
Kontakt
Welche Informationen brauchen wir!
Standards
Nutzungsbedingungen
Artikel Qualität
Instrumente (Hilfsmittel)
Über
Kurdipedi Archivare
Artikel über uns!
Fügen Sie Kurdipedia auf Ihre Website hinzu
E-Mail hinzufügen / löschen
Besucherstatistiken
Artikel Statistik
Schriftarten-Wandler
Kalender-Konverter
Rechtschreibkontrolle
Sprachen und Dialekte der Seiten
Tastatur
Lebenslauf Nützliche Links
Kurdipedia extension for Google Chrome
Kekse
Dark Mode
Sprachen
کوردیی ناوەڕاست
کرمانجی
Kurmancî
هەورامی
Zazakî
English
Français
Deutsch
عربي
فارسی
Türkçe
Nederlands
Svenska
Español
Italiano
עברית
Pусский
Fins
Norsk
日本人
中国的
Հայերեն
Ελληνική
لەکی
Azərbaycanca
Mein Konto
Anmelden
Mitgliedschaft!
Passwort vergessen!
Suchen Registrierung der Artikel Instrumente (Hilfsmittel) Sprachen Mein Konto
Erweiterte Suche
Bibliothek
Kurdische Namen
Chronologie der Ereignisse
Quellen
Geschichte
Benutzer Sammlungen
Aktivitäten
Suche Hilfe?
Kurdipedische Publikationen
Video
Klassifikation
Zufälliger Artikel!
Registrierung neuer artikel
Bild senden
Umfrage
Ihre Kommentare
Kontakt
Welche Informationen brauchen wir!
Standards
Nutzungsbedingungen
Artikel Qualität
Über
Kurdipedi Archivare
Artikel über uns!
Fügen Sie Kurdipedia auf Ihre Website hinzu
E-Mail hinzufügen / löschen
Besucherstatistiken
Artikel Statistik
Schriftarten-Wandler
Kalender-Konverter
Rechtschreibkontrolle
Sprachen und Dialekte der Seiten
Tastatur
Lebenslauf Nützliche Links
Kurdipedia extension for Google Chrome
Kekse
Dark Mode
کوردیی ناوەڕاست
کرمانجی
Kurmancî
هەورامی
Zazakî
English
Français
Deutsch
عربي
فارسی
Türkçe
Nederlands
Svenska
Español
Italiano
עברית
Pусский
Fins
Norsk
日本人
中国的
Հայերեն
Ελληνική
لەکی
Azərbaycanca
Anmelden
Mitgliedschaft!
Passwort vergessen!
        
 kurdipedia.org 2008 - 2024
 Über
 Zufälliger Artikel!
 Nutzungsbedingungen
 Kurdipedi Archivare
 Ihre Kommentare
 Benutzer Sammlungen
 Chronologie der Ereignisse
 Aktivitäten - Kurdipedia
 Hilfe
Neue Artikel
Bibliothek
30 Jahre PKK-Verbot
17-11-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Rückgeführte ausländische terroristische KämpferInnen und ihre Familien: Erkenntnisse zu P/CVE in Europa
07-11-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Literaturrecherche zu Migration / Integration / Exil der KurdInnen
06-11-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Pazarcık (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Nurhak (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Göksun (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Elbistan (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Ekinözü (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Çağlayancerit (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Andırın (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Statistik
Artikel
  532,092
Bilder
  113,351
PDF-Buch
  20,692
verwandte Ordner
  109,260
Video
  1,729
Sprache
کوردیی ناوەڕاست - Central Kurdish 
292,337
Kurmancî - Upper Kurdish (Latin) 
91,114
هەورامی - Kurdish Hawrami 
66,430
عربي - Arabic 
32,851
کرمانجی - Upper Kurdish (Arami) 
20,387
فارسی - Farsi 
11,712
English - English 
7,833
Türkçe - Turkish 
3,690
Deutsch - German 
1,811
لوڕی - Kurdish Luri 
1,690
Pусский - Russian 
1,144
Français - French 
349
Nederlands - Dutch 
131
Zazakî - Kurdish Zazaki 
91
Svenska - Swedish 
72
Polski - Polish 
56
Español - Spanish 
55
Italiano - Italian 
52
Հայերեն - Armenian 
52
لەکی - Kurdish Laki 
37
Azərbaycanca - Azerbaijani 
27
日本人 - Japanese 
21
中国的 - Chinese 
20
Norsk - Norwegian 
18
Ελληνική - Greek 
16
עברית - Hebrew 
16
Fins - Finnish 
12
Português - Portuguese 
10
Тоҷикӣ - Tajik 
9
Ozbek - Uzbek 
7
Esperanto - Esperanto 
7
Catalana - Catalana 
6
Čeština - Czech 
5
ქართველი - Georgian 
5
Srpski - Serbian 
4
Kiswahili سَوَاحِلي -  
3
Hrvatski - Croatian 
3
балгарская - Bulgarian 
2
हिन्दी - Hindi 
2
Lietuvių - Lithuanian 
2
қазақ - Kazakh 
1
Cebuano - Cebuano 
1
ترکمانی - Turkman (Arami Script) 
1
Gruppe
Deutsch
Artikel 
1,014
Bibliothek 
360
Biografie 
260
Plätze 
112
Dokumente 
38
Märtyrer 
17
Veröffentlichungen 
6
Archäologische Stätten 
1
Parteien und Verbände 
1
Video 
1
Die Frauenfrage 
1
Repositorium
MP3 
518
PDF 
32,582
MP4 
2,883
IMG 
208,919
∑   Alles zusammen  
244,902
Suche nach Inhalten
Artikel
Massaker in Dêrik: Journali...
Bibliothek
Der türkische Krieg gegen d...
Bibliothek
IPPNW-Delegationsreise in d...
Plätze
Afrin
Bibliothek
Aysha
Demokratischer Konföderalismus in Rojava. Ein Versuch zur Überwindung von Macht
Kurdipedia hat Information so einfach gemacht! Mehr als eine halbe Million Datensätze in Ihrer Tasche dank Ihrer Handys!
Gruppe: Bibliothek | Artikel Sprache: Deutsch - German
Teilen Sie
Facebook0
Twitter0
Telegram0
LinkedIn0
WhatsApp0
Viber0
SMS0
Messenger0
E-Mail0
Copy Link0
Rangliste Artikel
Ausgezeichnet
Sehr gut
Durchschnitt
Nicht schlecht
Schlecht
Zu meinen Favoriten hinzufügen
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel!
Geschichte des Items
Metadata
RSS
Suche im Google nach Bildern im Zusammenhang mit dem gewählten Artikel!
Googeln Sie das ausgewählte Thema.
کوردیی ناوەڕاست - Central Kurdish0
Kurmancî - Upper Kurdish (Latin)0
English - English0
عربي - Arabic0
فارسی - Farsi0
Türkçe - Turkish0
עברית - Hebrew0
Español - Spanish0
Français - French0
Italiano - Italian0
Nederlands - Dutch0
Svenska - Swedish0
Ελληνική - Greek0
Azərbaycanca - Azerbaijani0
Catalana - Catalana0
Čeština - Czech0
Esperanto - Esperanto0
Fins - Finnish0
Hrvatski - Croatian0
Lietuvių - Lithuanian0
Norsk - Norwegian0
Ozbek - Uzbek0
Polski - Polish0
Português - Portuguese0
Pусский - Russian0
Srpski - Serbian0
балгарская - Bulgarian0
қазақ - Kazakh0
Тоҷикӣ - Tajik0
Հայերեն - Armenian0
हिन्दी - Hindi0
ქართველი - Georgian0
中国的 - Chinese0
日本人 - Japanese0

Demokratischer Konföderalismus in Rojava

Demokratischer Konföderalismus in Rojava
Autor: MEHMET AKYAZI
Erscheinungsort: Deutschland
Verleger: Universität Duisburg-Essen (Institut für Soziologie)
Veröffentlichungsdatum: 2017
$1. Einleitung$
2. Macht und Herrschaft
2.1. Macht und Herrschaft in der Soziologie
2.2. Kritik von Macht und Herrschaft
2.3. Überwindung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen

3. Demokratischer Konföderalismus in Rojava
3.1. Entwicklungen in Nordsyrien
3.2. Kommunale Basisorganisierung in Rojava
3.3. Perspektiven im Mittleren Osten

4. Fazit

5. Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1. Internetquellen
5.2. Literatur

1. Einleitung
Das Wort „Macht“ wird zwar häufig benutzt und offensichtlich hat auch jedermann eine genaue Vorstellung, was damit gemeint ist oder bezeichnet wird, doch bei genauerer Be­trachtung offenbart sich eine unendliche Vieldeutigkeit der mit Macht und auch Herr­schaf­t bezeichneten Phänomene (Imbusch 2013: 9). Als eigenständige Phänomenbereiche, die miteinander verwoben sind, ist ihr semantischer Gehalt bis heute umstritten (Imbusch 2016: 207). Die unterschiedlichen Auffassungen von Macht und Herrschaft sol­len im ers­ten Teil der nachfolgenden Arbeit dargestellt werden. Es geht nicht nur darum, Macht und Herrschaft als Phänomen zu beschreiben. Es sollen auch Theorien vorgestellt werden, die nicht nur annehmen, dass gegen­wärtige Macht- und Herrschaftsverhältnisse überwunden wer­den können, son­dern aus einer kritischen Grundhaltung heraus diesen Prozess auch fordern. Damit wäre die Arbeit an einem Punkt angelangt, den man als Utopie bezeichnen kann. Ein Vordenker eines utopi­schen Modells, dessen Schriften den gegenwärtig inhaf­tierten politischen Führer Abdullah Öcalan inspirier­ten, war der US-amerikanische Theo­retiker und libertäre Sozialist Murray Bookchin. Für Bookchin ist utopisches Denken die visionäre Erkenntnis einer neuen Gesellschaft, die die Zukunft in radikal neuen Formen und Werten vermitteln kann (Bookchin 1981: 153). An­knüpfend an seine Ideen von einem Libertären Kommunalis­mus entwickelte Öcalan als maßgebender Anführer einer kurdisch-autono­men Bewegung, ein neues Gesellschaftsmo­dell für den Mittleren Osten, welches er als Demokratische­n Konföderalismus bezeichnete. Seit 1999 ist er auf der Gefängnisinsel Imrali in der Türkei inhaftiert und trotzdem sind seine Schriften und Weisungen noch im­mer maßgebend für seine Bewegung. Während und auch nach seinem Exil-Aufenthalt in Syrien konnte sich seine Bewegung in den kurdisch bewohnten Siedlungsgebieten Syriens etablieren, das als Rojava (dt.: Land des Sonnenuntergangs) bezeichnet wird. Mit dem Be­ginn des Bür­ger­kriegs in Syrien im Jahr 2011 wurden die Truppen des Regimes aus dem Nor­den abgezogen, sodass die Partei der De­mokratischen Union (PYD) weitgehend die Kon­trolle über die kurdisch bewohnten Ge­biete in Rojava übernehmen konnte. Die PYD re­krutierte sich ursprünglich aus ehemaligen Kadern der von Öcalan mitbegründeten Ar­bei­terpartei Kurdistans (PKK) und steht ideologisch in einem engen Verhältnis zu ihrer Schwesterpartei. Nun wird versucht, die Idee vom Demokratischen Konföderalismus in Rojava umzusetzen, sodass aus dem utopischen Modell Öcalans Realität wird. Im zwei­ten Teil der Arbeit sollen die Grenzen dieses Modelles aufgezeigt werden. Be­sonders der seit 2011 andauernde Bürgerkrieg in Syrien und die bewaffnete Auseinander­setzung verschie­dener Gruppen erschwert den Gestaltungsraum für solch ein basisdemo­kratisches Selbst­verwaltungsprojekt. Die zentrale Frage der Arbeit lautet deshalb: Kann mit dem Demokra­tischen Konföderalismus in Rojava Macht überwunden werden? Grund­legend für diese Frage sind die Theorien der Soziologie, die Macht und Herrschaft begriff­lich zu erfassen versuchen. Von ei­nem kritischen Verständnis von Macht ausgehend, wer­den anschließend alternative Konzepte zur Über­windung von Macht- und Herrschaftsver­hältnissen skizziert. Aufgrund der Aktualität des Themas werden im zweiten Teil der Ar­beit vor allem die Werke und Artikel von Politikwissenschaftlern, aber auch Erfahrungsbe­richte von Men­schen vor Ort herange­zogen. Ab­schließend werden mögliche Per­spektiven für den Demo­kratischen Konföderalismus im Mittleren Osten skizziert, wel­cher als reale Utopie einen wegweisenden Moment für die Zukunft darstellen kann:

„Die Utopie erlöst die Zukunft. Durch sie wird sie für die kommenden Generationen wieder verfügbar, so daß sie sie schöpferisch gestalten und durchgreifend emanzipieren können – nicht auf der Grundlage von versteckten Voraussetzungen, sondern bewußten und kunstvollen Handelns.“ (ebd.: 153)
$2. Macht und Herrschaft$
2.1. Macht und Herrschaft in der Soziologie
Macht und Herrschaft sind zwei Begriffe, denen der Soziologe Peter Imbusch ein hohes Maß an „Charme“ zuspricht. Als unverzichtbare Grundbegriffe stellen Macht und Herr­schaft zentrale Kategorien der Sozialwissenschaften dar (Imbusch 2013: 9). Sie sind aller­dings auch Gegenstand einer wissenschaftlichen Kontroverse, da die beiden Begriffe sozi­ale Tatsachen beschreiben, die vielfältigen Deutungsmustern zugänglich sind:

„Verweisen die einen auf konstruktive Aspekte der Macht für Verständigung oder soziales Handeln, sehen andere in ihr etwas Böses oder gar Dämonisches; assoziieren die einen mit Macht eher Freiheit, so andere Zwang; ist für die einen Macht eher an gemeinsames Handeln gebunden, so rücken andere sie in die Nähe von Kampf und Konflikt[…]benutzen die einen Herrschaft als einen Oberbegriff zu Macht, so betrachten andere sie lediglich als einen Spezi­alfall derselben und ordnen sie dieser unter; bedeutet Herrschaft für die einen Unterdrückung, so erfüllt sie für andere wichtige Ordnungsfunktionen; glauben die einen, Herrschaft abschaf­fen zu können, so halten andere sie für eine Universalie menschlicher Gesellschaften[…]“ (Imbusch 2016: 207).

Während das Alltagsverständnis von Macht weitgehend negativ assoziiert ist, so ist das wissenschaftliche Verständnis von Macht und auch Herrschaft um einiges differenzierter, da bis heute Uneinigkeit und Streit über das angemessene Verständnis der beiden Begriffe vorherrscht und die Interpretationen einen Teil größerer ideologischer Debatten bil­den (Imbusch 2013: 9). So kommen sogar disparate und widersprüchliche Kennzeichnun­gen von Macht und Herrschaft zustande. Die klassische Definition von Max Weber be­schreibt Macht als eine „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch ge­gen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“ (Weber 1990: 28). Mit dieser Definition rückt Weber den Begriff der Macht in die Nähe von sozia­len Kämpfen und Konflikten (Imbusch 2016: 208) und zwar in einem antagonistischen Ver­hältnis zu seinem Verständnis von Herrschaft, bei dem sich das Soziale bis zum Auto­ma­tismus stabilisiert (Neuenhaus-Luciano 2013: 98). Weber definiert Herrschaft als eine Chance, Gehorsam für Befehle zu finden und zwar bei einer angebbaren Gruppe von Men­schen, wobei die Herrschaft auf verschiedenen Motiven der Fügsamkeit beruht; Vorausset­zung hierfür ist allerdings „ein bestimmtes Minimum an Gehorchen wollen, also Interesse (äußerem oder innerem) am Gehorchen“ (Weber 1990: 122). Für Weber ist Herrschaft ein Sonderfall von Macht und führt zur Uniformierung sozialen Handelns. Die Machtkämpfe werden stillgestellt und deshalb bildet Herrschaft nach diesem Verständnis einen Ge­genpol zur Macht (Neuenhaus-Luciano 2013: 97f.). Herrschaft kann demnach als ein institutionali­siertes Dauerverhältnis der Machtausübung einer übergeordneten Gruppe ge­genüber einer untergeordneten Gruppe zusammengefasst werden (Imbusch 2016: 211). Allerdings wurde die Machttheorie von Weber und insbesondere seine Kombination von dezisionistischer Führung und Herrschaftsmaschine mit Hinblick auf den Nationalsozia­lismus in Deutschland kritisch betrachtet, weswegen sich nach 1945 intensive Auseinan­dersetzungen mit seinen Schriften ergaben, die sich vor allem auf den politischen Gehalt seiner Soziolo­gie konzentrierten. Sein auf den Machtbegriff bezogenes Politikverständnis wurde durch diese Kritik weiterentwickelt und ab Mitte der 1960er Jahre rückte die Ratio­nalitäts­konzeption, der Webers Verständnis einer Macht- und Herrschaftskonstellation zugrun­delag, in den Mittelpunkt der kritischen Diskussionen (Neuenhaus-Luciano 2013: 109f.). Als allgegenwärtige Phänomene menschlicher Gesellschaft bilden Macht und Herr­schaft nicht nur Gegenstand sozialwissenschaftlicher Auseinandersetzun­gen. Eine Fülle von un­terschiedlichen theoretischen Zugängen und die stetig anwachsende Litera­tur zu dem Thema konnten das „theoretische Chaos“ um den inhaltlichen Gehalt der beiden Be­griffe und den Stellenwert einzelner Denktraditionen und Paradigmen nicht beseitigen (Imbusch 2013: 26ff.). So gibt es neben individualistisch orientierten Theorien oder ratio­nalen Akteursmodellen, die vom Menschen als egoistischen Nutzenmaximierer ausgehen und die Herrschaft als einen Macht- oder Konfliktreglungsmechanismus betrachten, eine Reihe von kritischen und marxistisch orientierten Theorien. In den Gesellschafts- bzw. Sozialthe­orien gilt Herrschaft als allgemeine soziale Regelungs- und Beziehungsform, bei der sich die Vorteile und Nachteile erst in den konkreten Analysen und zwar unterhalb des abstrakten Herr­schaftsbegriffes erweisen müssen (ebd.: 30f.). Ausschlaggebend für die Bewertung von Macht und Herrschaft sind, neben den verschiedenen ideologischen Positi­onen und Men­schenbildern, auch die Einschätzungen aus der Lebenswelt der Individuen (ebd.: 28f.).
$2.2. Kritik von Macht und Herrschaft$
Sobald die Mechanismen oder Strukturen von Herrschaft tatsächlich wahrgenommen wer­den, handelt es sich in den meisten Fällen um Unbehagen gegenüber „zu viel“ oder „fal­scher“ Herrschaft (Maurer 2013: 352). Eine skeptische Bewertung von Macht findet man deshalb überwiegend bei machtschwachen Gruppen, die dazu tendieren, Macht zu hierar­chisieren und auf ihre negativen Effekte hinzuweisen (Imbusch 2016: 213). Zu einem In­strument kritischer Analyse von Herrschaft kann die Soziologie von Weber nicht entwi­ckelt werden, da seine Fixierung auf Macht und Herrschaft jegliche andere Zweckbestim­mung des Staates verwerfen lässt (Neuenhaus-Luciano 2013: 108). Kritisch gegenüber Macht und Herrschaft äußerten sich hingegen die beiden grundlegenden Theoretiker des Kommunismus, Karl Marx und Friedrich Engels. Sie versuchten die Bedingungen von Macht, die Widersprüche von Herrschaftsverhältnissen und die Möglichkeiten von Macht­verschiebungen und des Machtabbaus aufzuzeigen, wobei die Termini von ihnen nicht ex­plizit definiert wurden (Hösler 2013: 56). So ist für Marx und auch für Engels Macht nicht per se verurteilenswert oder reaktionär, da es nach ihrem Verständnis zusam­men mit der Gewalt immer wieder ein notwendiges Mittel in der Geschichte darstellt, um dem histori­schen Fortschritt zum Durchbruch zu verhelfen; trotzdem ist ihre Gesellschafts­kritik ver­bunden mit einer systemtranszendierenden Perspektive, die auf die Beendigung bestehen­der Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnisse und dem Abbau poltischer Macht über­haupt zielt (ebd. 64). Mit dem Fehlen einer konkreten Definition von Macht und Herrschaft ergibt sich allerdings eine Kluft zwischen der Theorie und der politischen Praxis. Ist im Alltag eine Herrschaft weitgehend etabliert, so ist auch im klassischen soziologischen Ver­ständnis die Endstufe der Institutionalisierung von Macht erreicht (Imbusch 2013: 15). Ein zentraler Staat weist also einen hohen Grad an institutionalisierter Macht auf und des­halb bezeichnet Öcalan den Staat als „Maximalform von Macht“ (Öcalan 2012: 10). Für die systemtranszendierenden Ansätze von Marx und Engels stellt sich daher die Frage, wie sich die politische Macht in einer Herrschaft aufzuheben hat. Die revolutionäre Macht­übernahme im Oktober 1917 in Russland barg für Öcalan von Anfang an einen grundle­genden Widerspruch in sich, der sich für ihn ebenfalls in vielen anderen real­sozialisti­sche­n Versuchen widerspiegelte:

„Jedoch wollen wir nur ganz kurz anmerken, dass die gesamte 150-Jährige Geschichte des So­zialismus auf dem Paradigma des An-Die-Macht-Kommens aufgebaut war. Lenins Beitrag be­stand darin, dieses Paradigma ohne Umschweife anzuwenden und dafür die richtigen Wege und Methoden herauszufinden[…]Eine ihrer grundlegenden Überzeugungen war, dass die Partei unter den Bedingungen des Imperialismus nur bestehen könne, wenn sie die Macht habe. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass diese Auffassung unzutreffend war – wenn auch erst nach siebzig Jahren. Diese Tatsache beweist nicht, dass alles am Marxismus und am Leni­nismus falsch war. Es zeigt lediglich, dass die Thesen über die Macht der Partei falsch waren und der Sozialismus so nicht erreicht werden kann. Die Position von Marx und Engels zu Macht und Staat lässt sich nicht exakt feststellen, da sie sich mehr aufs Theoretikerdasein be­schränkten. Aber sie sprachen von der Notwendigkeit, für eine Übergangszeit den Staat als Herrschaftsinstrument gegen die Bourgeoisie einzusetzen“ (Öcalan 2015: 440).

Für Öcalan stellen Macht und Staat einen Gegenpol zur Demokratie dar. Er strebt eine vollkommene Demokratie an, was für ihn die Auflösung des Staates und die Überwindung von Macht bedeutet:

„Jede Macht braucht einen Staat, jeder Staat aber die Negierung von Demokratie. Eine Klas­sendemokratie ist in der Essenz keine Demokratie, sondern Staatsmacht.[…]Als goldene Re­gel sollte gelten: Je mehr Staat, desto weniger Demokratie. Oder auch: Je mehr Demokratie, desto weniger Staat“ (Öcalan 2015: 178).

Ein völlig entgegengesetztes Verständnis von Macht und Herrschaft wurde insbesondere von Michel Foucault in den 1970ern theoretisch konzipiert. Seine machttheoretische Kon­zeption beschreibt soziale Zusammenhänge als Konfrontation und Kampf, wobei er Macht als allgegenwärtig, ubiquitär und omnipräsent beschreibt; nach Foucaults Vorstellung existieren also keine machtfreien Räume in der Gesellschaft (Kneer 2013: 268). Demnach verändert sich auch die Form der Kritik, da Macht an sich bei Foucault nicht überwunden werden kann:

„Machtbeziehungen sind tief im sozialen Nexus verwurzelt und bilden daher keine zusätzliche Struktur oberhalb der „Gesellschaft“, von deren vollständiger Beseitigung man träumen könnte.[…]Denn dass es keine Gesellschaft ohne Machtbeziehungen geben kann, bedeutet keineswegs, dass die bestehenden Machtbeziehungen notwendig sind oder dass Macht inner­halb der Gesellschaft ein unabwendbares Schicksal darstellt, sondern dass es eine ständige politische Aufgabe bleibt, die Machtbeziehungen und den „Agonismus“ zwischen ihnen und der intransitiven Freiheit zu analysieren, herauszuarbeiten und in Frage zu stellen, ja dass dies sogar die eigentliche politische Aufgabe jeglicher sozialer Existenz darstellt.“ (Foucault 2005: 258f.).

Für Öcalan kommt gerade diese Art der Definition von Macht einer Kapitulation gleich und er ist sogar der Auffassung: „Wenn Einschätzungen dieser Art im Namen einer Ideolo­gie und Bewe­gung für Freiheit und Gleichheit nicht bewusst getroffen werden, so sind sie eine un­be­wusste Folge der Loyalität zum Macht-Komplex“ (vgl. Öcalan 2015: 47). Macht ist aller­dings ein soziales Verhältnis und kann auch nur in diesem Rahmen existieren, denn „Macht kann man nicht für sich allein besitzen, Macht hat man nur in Bezug auf andere Personen“ (Imbusch 2013: 13). Es ist also auch die Frage entscheidend, wer die Macht in einer Gesellschaft hat und so formuliert Öcalan:[1]

Hinweis: Die PDF-Datei für dieses Buch ist nicht verfügbar, bitte helfen Kurdipedia, diese Datei zu erhalten! Buch senden
Dieser Artikel wurde bereits 506 mal angesehen
Schreiben Sie Ihren Kommentar zu diesem Artikel!
HashTag
Quellen
[1] Website | Deutsch | www.grin.com
Verlinkte Artikel: 5
Gruppe: Bibliothek
Artikel Sprache: Deutsch
Art der Veröffentlichung: Born-digital
Dialekt: Deutsch
Dokumenttyp: Ursprache
Inhaltskategorie: Soziologie
Inhaltskategorie: Politik
Inhaltskategorie: Geschichte
Inhaltskategorie: Geographie
Mehr als einmal veröffentlicht: Ja
Original Language: Deutsch
PDF: Nein
Provinz: Deutschland
Technische Metadaten
Artikel Qualität: 89%
89%
Hinzugefügt von ( هەژار کامەلا ) am 19-03-2023
Dieser Artikel wurde überprüft und veröffentlicht von ( سارا ک ) auf 19-03-2023
Dieser Artikel wurde kürzlich von ( سارا ک ) am 19-03-2023 aktualisiert
Titel des Artikels
Dieser Artikel ist gemäss Kurdipedia noch nicht finalisiert
Dieser Artikel wurde bereits 506 mal angesehen
Verknüpfte Datei - Version
Typ Version Ersteller
Foto-Datei 1.0.137 KB 19-03-2023 هەژار کامەلاهـ.ک.
Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen
Bibliothek
30 Jahre PKK-Verbot
Biografie
Gülistan Gürbey
Biografie
Dilan Yeşilgöz
Artikel
Mazlum Abdi: Einheit ist mehr denn je notwendig
Artikel
Solidaritätsbotschaft an Rojava aus Kiel
Biografie
Kemal Bozay
Biografie
Amed Sherwan
Artikel
Auftrittsverbot für kurdische Musikerin Xecê
Biografie
Sherko Fatah
Biografie
Sefik Tagay
Biografie
Saya Ahmad
Biografie
Leyla Îmret
Artikel
Held unserer Zeit - Nachruf auf Konstantin Andok
Biografie
Sebahat Tuncel
Artikel
Bürgermeister Cevdet Konak: Dersim wird niemals kapitulieren
Bibliothek
Rückgeführte ausländische terroristische KämpferInnen und ihre Familien: Erkenntnisse zu P/CVE in Europa
Biografie
Adnan Koucher
Bibliothek
Die Kurden - ein Volk in drei Nationen
Bibliothek
Literaturrecherche zu Migration / Integration / Exil der KurdInnen
Bibliothek
Şingal 2014: Der Angriff des „Islamischen Staates“, der Genozid an den Êzîdî und die Folgen
Archäologische Stätten
Stadtmauer von Diyarbakır

Actual
Artikel
Massaker in Dêrik: Journalist Isam Abdullah getötet
20-11-2022
هەژار کامەلا
Massaker in Dêrik: Journalist Isam Abdullah getötet
Bibliothek
Der türkische Krieg gegen die kurdische Selbstbestimmung
26-05-2023
هەژار کامەلا
Der türkische Krieg gegen die kurdische Selbstbestimmung
Bibliothek
IPPNW-Delegationsreise in die Türkei 2010
22-11-2023
هەژار کامەلا
IPPNW-Delegationsreise in die Türkei 2010
Plätze
Afrin
22-09-2024
هەژار کامەلا
Afrin
Bibliothek
Aysha
08-10-2024
هەژار کامەلا
Aysha
Neue Artikel
Bibliothek
30 Jahre PKK-Verbot
17-11-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Rückgeführte ausländische terroristische KämpferInnen und ihre Familien: Erkenntnisse zu P/CVE in Europa
07-11-2024
هەژار کامەلا
Bibliothek
Literaturrecherche zu Migration / Integration / Exil der KurdInnen
06-11-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Pazarcık (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Nurhak (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Göksun (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Elbistan (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Ekinözü (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Çağlayancerit (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Plätze
Andırın (Kahramanmaraş)
31-10-2024
هەژار کامەلا
Statistik
Artikel
  532,092
Bilder
  113,351
PDF-Buch
  20,692
verwandte Ordner
  109,260
Video
  1,729
Sprache
کوردیی ناوەڕاست - Central Kurdish 
292,337
Kurmancî - Upper Kurdish (Latin) 
91,114
هەورامی - Kurdish Hawrami 
66,430
عربي - Arabic 
32,851
کرمانجی - Upper Kurdish (Arami) 
20,387
فارسی - Farsi 
11,712
English - English 
7,833
Türkçe - Turkish 
3,690
Deutsch - German 
1,811
لوڕی - Kurdish Luri 
1,690
Pусский - Russian 
1,144
Français - French 
349
Nederlands - Dutch 
131
Zazakî - Kurdish Zazaki 
91
Svenska - Swedish 
72
Polski - Polish 
56
Español - Spanish 
55
Italiano - Italian 
52
Հայերեն - Armenian 
52
لەکی - Kurdish Laki 
37
Azərbaycanca - Azerbaijani 
27
日本人 - Japanese 
21
中国的 - Chinese 
20
Norsk - Norwegian 
18
Ελληνική - Greek 
16
עברית - Hebrew 
16
Fins - Finnish 
12
Português - Portuguese 
10
Тоҷикӣ - Tajik 
9
Ozbek - Uzbek 
7
Esperanto - Esperanto 
7
Catalana - Catalana 
6
Čeština - Czech 
5
ქართველი - Georgian 
5
Srpski - Serbian 
4
Kiswahili سَوَاحِلي -  
3
Hrvatski - Croatian 
3
балгарская - Bulgarian 
2
हिन्दी - Hindi 
2
Lietuvių - Lithuanian 
2
қазақ - Kazakh 
1
Cebuano - Cebuano 
1
ترکمانی - Turkman (Arami Script) 
1
Gruppe
Deutsch
Artikel 
1,014
Bibliothek 
360
Biografie 
260
Plätze 
112
Dokumente 
38
Märtyrer 
17
Veröffentlichungen 
6
Archäologische Stätten 
1
Parteien und Verbände 
1
Video 
1
Die Frauenfrage 
1
Repositorium
MP3 
518
PDF 
32,582
MP4 
2,883
IMG 
208,919
∑   Alles zusammen  
244,902
Suche nach Inhalten
Kurdipedia ist die grösste Quelle für Informationen
Bibliothek
30 Jahre PKK-Verbot
Biografie
Gülistan Gürbey
Biografie
Dilan Yeşilgöz
Artikel
Mazlum Abdi: Einheit ist mehr denn je notwendig
Artikel
Solidaritätsbotschaft an Rojava aus Kiel
Biografie
Kemal Bozay
Biografie
Amed Sherwan
Artikel
Auftrittsverbot für kurdische Musikerin Xecê
Biografie
Sherko Fatah
Biografie
Sefik Tagay
Biografie
Saya Ahmad
Biografie
Leyla Îmret
Artikel
Held unserer Zeit - Nachruf auf Konstantin Andok
Biografie
Sebahat Tuncel
Artikel
Bürgermeister Cevdet Konak: Dersim wird niemals kapitulieren
Bibliothek
Rückgeführte ausländische terroristische KämpferInnen und ihre Familien: Erkenntnisse zu P/CVE in Europa
Biografie
Adnan Koucher
Bibliothek
Die Kurden - ein Volk in drei Nationen
Bibliothek
Literaturrecherche zu Migration / Integration / Exil der KurdInnen
Bibliothek
Şingal 2014: Der Angriff des „Islamischen Staates“, der Genozid an den Êzîdî und die Folgen
Archäologische Stätten
Stadtmauer von Diyarbakır

Kurdipedia.org (2008 - 2024) version: 16.08
| Kontakt | CSS3 | HTML5

| Generationszeit Seite: 2.656 Sekunde(n)!