Stefan Winter
Université du Québec à Montréal.
1. Einführung
Das Land Syrien (Belad el-Şam) hat trotz seiner eher peripheren geographischen Lage eine große Bedeutung für die Geschichte der kurdischen Völker gehabt. Obwohl kleinere Stämme schon seit der Antike in das westliche Küstenbergland zogen und sich assimilierten, beginnt die syrischkurdische Geschichte richtig erst mit der in den klassischen arabischen Schriftquellen belegten Völkerwanderung von (wahrscheinlich Kurmancî-sprechenden) Halbnomaden aus dem östlichen Taurusgebiet im Mittelalter. Der zeitgleiche Aufstieg des Militärfeudalismus im Nahen Osten und die Verteilung von Iqtā‘ Pfründen an verdiente Stammes und Söldnerführer begünstigte ab dem 11.-12. Jh. die Ansiedlung u. a. von kurdischen Sippschaften in strategisch wichtigen Festungen wie Hisn al-Akrād (die “Kurdenburg,” später das “Krak des Chevaliers”) und Qusayr (im Hochland von Antiochien). Der mächtigste warlord dieser Ära, der aus Hakkari bzw. Tikrīt stammende Kurde Selaheddîn el-Eyyûbî (“Saladin,” gest. 1193), vereinte schließlich ganz Syrien im siegreichen Kampf gegen die Kreuzfahrer; er dient heute gleichermaßen kurdischen wie syrisch-arabischen Nationalisten als historische Galionsfigur.[1]
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