Fachbuch, 2008, 135 Seiten
Geschichte - Asien
Kurde, Kurdisch und Kurdistan sind Begriffe, die in jüngster Zeit in der deutschen Öffentlichkeit im Zusammenhang mit den Beitrittsverhandlungen der Türkei in die EU erneut heftig diskutiert werden. Der Umgang mit der Minderheitenfrage ist für Deutschland ein entscheidendes Kriterium für die laufenden Verhandlungen.
In den Jahren zuvor berichteten die deutschen Medien über die Kurden zum größten Teil aus dem besetzten Irak. Schon in den ersten Monaten der US-Besatzung rückten insbesondere die kurdischen Iraker immer mehr in das Blickfeld. Der deutsche Diplomat Hans-C. von Sponeck, UN-Koordinator für Irak, trat aus Protest über die humanitäre Situation der Kurden und Araber unter dem US-Embargo von seinem Posten zurück.
Die Kurden leben im wasserreichen und strategisch wichtigen Osten der Türkei, im Iran und in Nordirak als bedeutende Minderheiten und sind der Schlüssel für den Zugang zu einem der energiereichsten Regionen der Welt. Der Umgang mit den Kurden hat also eine unschätzbare Bedeutung für die politische und wirtschaftliche Entwicklung in der Region und für verschiedene strategische Überlegungen für den gesamten Nahen Osten.
Die Kurdenfrage ist schon seit einigen Jahrzehnten unentwirrbar mit dem Erdöl und den Interessen der multinationalen Konzerne verbunden. Das Erdöl, das nahezu zwei Drittel des Welt-Energieverbrauchs speist und Ausgangsmaterial für an die 30.000 verschiedene Chemikalien ist, befindet sich unmittelbar und leicht zugänglich in den kurdisch bewohnten Gebieten. Ohne Öl würden die industrialisierten Volkswirtschaften, insbesondere der so genannten Ersten Welt, zum Erliegen kommen.
Erdöl war und ist Gegenstand globaler politischer Auseinandersetzungen, im Krieg wie in Zeiten des Friedens. In den letzten hundert Jahren führten Industrieländer unzählige Kriege zur Sicherung der Ölversorgung. Die militärische Intervention der USA und ihrer Alliierten in Kuwait im Jahre 1991 wäre ebenfalls kaum denkbar gewesen, besäße Kuwait nicht beträchtliche Ölreserven. Dass auch die Invasion im Irak an erster Stelle zum Zwecke der Kontrolle über das Öl geführt wird, kann heute kaum noch jemand ernsthaft bezweifeln. Das Öl ist längst ein wesentlicher Bestandteil der neueren Sozial- und Militärgeschichte.
In dieser Arbeit wird die Geschichte der Kurden vom Osmanischen Reich bis in die Gegenwart mit den wichtigsten Ereignissen in ihren Zusammenhängen erklärt.[1]