Die lange Jahre inhaftierte kurdische Schriftstellerin Leyla Saraç wurde acht Monate nach ihrer vorzeitigen Entlassung erneut verhaftet. Gegen sie waren Bunkerstrafen verhängt worden, der Haftstatus wurde erneut in Vollzug gesetzt.
Die Repression gegen kurdische Persönlichkeiten in der Türkei nimmt kein Ende. Die am 25. Oktober 2021 aus dem Gefängnis entlassene kurdische Schriftstellerin Leyla Saraç wurde acht Monate nach ihrer Freilassung wegen neun noch ausstehender „Bunkerstrafen erneut inhaftiert worden. Saraç wurde am Flughafen von Izmir festgenommen und in das Frauengefängnis in Şakran gebracht.
Saraç war zu siebeneinhalb Jahren Haft wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ verurteilt und nach fünf Jahren und acht Monaten freigelassen worden. Nun muss sie mindestens noch ein Jahr und sieben Monate in Haft verbringen. Da der türkische Staat jedoch immer wieder „Reueerklärungen“ und ähnliches mit einer Haftentlassung verbindet, kann sich die Haftdauer weiter ausdehnen. Leyla Saraç hatte sich unter anderem 2020 am Hungerstreik für die Aufhebung der Isolation des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan beteiligt.
Saraç: „Kurd:innen, die ihre Meinung sagen, werden inhaftiert“
Saraç hatte noch am 6. Februar 2022 auf einer Literaturveranstaltung in Amed (tr. Diyarbakır) gesprochen und über ihre Biographie erzählt, sie habe ihre Kunst, Kultur und Sprache erst durch die kurdische Kulturbewegung kennengelernt: „Ich beschäftigte mich mit Theater, Tanz, Politik, und dann kam ich ins Gefängnis. Ihnen ist ja bekannt, wenn sie ihre Meinung sagen und Kurdin sind, dann kommen sie ins Gefängnis. Heute sitzen Schriftsteller und Intellektuelle in den Gefängnissen. Und sie erleben dort große Schwierigkeiten, besonders wenn sie in ihrer Muttersprache schreiben und sprechen. Die Situation wird immer schlimmer. Ich hatte selbst große Schwierigkeiten. Im Gefängnis wollte ich einen Artikel für eine Zeitung schreiben, aber er wurde verboten, weil er auf Kurdisch war. Ich bin sicher, dass die Kommission den Artikel verboten hat, ohne ihn zu lesen.“[1]