Erscheinungsort: Deutschland
Verleger: ANCB
Veröffentlichungsdatum: #06.02.2015#
Städte sind nicht nur in zunehmendem Maße Schauplätze für zivilen Widerstand und Protestbewegungen, sondern auch für Kriege. Architektur und Stadtplanung stehen somit vor der Aufgabe, spezifische Lösungen für Herausforderungen und Anforderungen wie Sicherheit, Versorgung, Migration und Partizipation zu entwickeln. Der ANCB wird sich in einer Reihe von Veranstaltungen diesem Thema in unterschiedlichen geopolitischen Zusammenhängen widmen.
Seit dem Beginn der Aufstände im März 2011 und den folgenden gewaltsamen Auseinandersetzungen leidet insbesondere die Stadt Aleppo – eine Weltkulturerbestätte der UNESCO – unter dem Krieg in Syrien. Menschen werden vertrieben, wichtige Kulturgüter werden täglich zerstört oder geraubt und verkauft. Die Altstadt von Aleppo gewann ihre Bedeutung aber nicht nur durch ihre Monumente, sondern sie war auch ein einzigartiges Gemeinwesen, das durch seine Lebendigkeit, seine komplexen Nutzungsverflechtungen und seine ethnische Vielfalt davor bewahrt wurde, ein bloßer Touristenort zu sein. Sie war ein besonderer Wohn- und Arbeitsort, an dem Menschen verschiedener Religion und Herkunft miteinander lebten. Es gilt die Frage zu stellen, welchen Beitrag Architektur und Planung leisten können, um diese Nachbarschaft von Menschen wieder aufzubauen und durch die gemeinsame Arbeit auch die immateriellen Schäden, die durch Hass und Misstrauen entstanden sind, soweit als möglich abzubauen und zu heilen.
Ziel
Trotz der Trauer und des Schreckens über die andauernde humanitäre Katastrophe in Syrien und Aleppo darf das Nachdenken über ein ‘Danach’ nicht völlig vernachlässigt werden. Es ist essentiell, frühzeitig Strategien, Pläne und Partnerschaften zu entwickeln, um die Chancen für einen nicht nur denkmalpflegerisch sensiblen, sondern auch insbesondere gesellschaftlich inklusiven Wiederaufbau nach Ende des Krieges zu erhöhen und übertragbare Ansätze zu schaffen. Die Altstadt von Aleppo soll wieder ein lebendiges und vitales Gemeinwesen werden, in dem die zurückgekehrten Bewohner sich in einem offenen Dialog wiederfinden können – ein Gemeinwesen, in dem die bauliche Vielfalt und die traditionelle Nutzungsmischung genauso ihren Platz finden wie das sukzessiv wieder hergestellte historische und kulturelle Erbe. Hierbei kann an das integrierte Sanierungskonzept der Altstadtverwaltung Aleppos angeknüpft werden, das seinerzeit mit Unterstützung der GIZ sowohl Gebäudesanierung als auch einen breiten partizipativen Ansatz zur baulichen Erneuerung, wirtschaftlichen Stabilisierung und Aktivierung von Potenzialen zur Selbsthilfe verfolgt hat. Das Ziel dieser Tagung ist es, sowohl Erfahrungen mit dem Wiederaufbau von Städten nach einer Zerstörung auszutauschen als auch in Arbeitsgruppen Strategien und Herausforderungen zu definieren, Vorschläge für konkrete Pilotprojekte zu erarbeiten und mögliche Finanzierungsquellen zu erschließen.[1]