#Thomas Schmidinger#
Türkeis Präsident Erdogan raubt Olivenöl in Afrin und führt dort ethnische Säuberungen an Kurden durch. Die EU kauft das Öl trotzdem und nähert sich der Türkei wieder an.
Mit NATO-Panzern rückten vor drei Jahren türkische Soldaten in der kurdischen Enklave Afrin ein. An ihrer Seite berüchtigte syrische islamistische Milizen. Gemeinsam „säubern“ sie diese Enklave in Nord-Syrien, kurdische Menschenrechtsgruppen klagen über Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Menschen wurden und werden ermordet, mehr als 7.000 Personen sind entführt, darunter viele Mädchen und Frauen.
Die syrischen Islamisten gehen gezielt gegen Frauen vor. Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung, gehören zur Strategie, Angst und Schrecken zu verbreiten. Dieses Vorgehen ähnelt den Massenvergewaltigungen serbischer Nationalisten in Bosnien.
Auch die Natur und die Geschichte Afrins werden immer stärker in Mitleidenschaft gezogen. „Allein 2020 wurden 50 historische Stätten beschädigt, 72.000 Olivenbäume gefällt, 250 Häuser von islamistischen Milizen beschlagnahmt“, beklagt Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Auch die Raubzüge und Kämpfe zwischen den islamistischen Milizen dauern an,“ so Sido.
Kampf gegen die Kurden
„Dazu kommen zahllose Angriffe auf die kurdische Kultur und Sprache: Ortschaften tragen plötzlich türkische oder arabische Namen. Der frühere Freiheitsplatz in Afrin heißt jetzt Atatürk-Platz. Der Platz mit dem kurdischen Namen Kawa wurde zu Ehren der völkerrechtswidrigen Offensive in Olivenzweig umbenannt“, berichtet Sido. Die kurdische Sprache wird verdrängt, im Gegenzug wird den Menschen die türkische aufgezwungen.
Auf Schuluniformen müssen türkische Flaggen angebracht werden. An die Menschen verteilte die Besatzungsmacht türkische Ausweise.
„Die türkische Besatzung hat Afrin christenfrei gemacht. Bis Januar 2018 lebten dort etwa 1.200 kurdisch-christliche Gläubige. Der Anteil der kurdischen Bevölkerung, einschließlich der yezidischen, alevitischen und christlichen Teile, sank von 96 auf unter 35 Prozent. Yezidische und alevitische Heiligtümer sowie kurdisch-muslimische Friedhöfe werden zerstört oder geplündert“, so Sido.
=KTML_Bold=Der Raub von Olivenöl=KTML_End=
Die türkischen Besatzer und ihre syrischen Verbündeten betitelten ihren völkerrechtswidrigen Einmarsch als Operation „Olivenzweig“. Eine der ersten Aktionen der Besatzer war die Abholzung von mehr als 314.000 Olivenbäumen in der Region Afrin. Eine überlegte und gezielte Vernichtung: „Die Oliven- und Olivenölproduktion ist einer der Hauptwirtschaftszweige der Region. Offenbar will das türkische Militär den Menschen die wirtschaftliche Lebensgrundlage entziehen“, erklärt GfbV-Nahostexperte Sido.
Oliven sind der wichtigste Bestandteil der Landwirtschaft in der Region. Die Plünderungen der türkischen Armee und ihrer syrischen Söldner führen zu wirtschaftlichen Verlusten für kurdische Bauern von bis zu 80 Millionen US-Dollar.
Kamal Sido stammt aus Afrin und besuchte seine Heimat einige Monate vor der türkischen Invasion. Afrin gehörte der autonomen Region Rojava an, eine multinationale Region mit kurdischer Mehrheit. Rojava hielt sich aus dem syrischen Bürgerkrieg heraus: während das restliche Land in Schutt und Asche fiel, prosperierte in Rojava die Wirtschaft. Auch wegen der Olivenölproduktion.
Präsident Erdogan holte sich damals die Zustimmung von US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin – Die Kurden auf dem Schachbrett der Mächtigen. Diese Mächtigen verhalten sich wie Mafiosi.
Quellen belegen, dass die türkische Regierung auch in diesem Jahr Olivenöl aus der seit März 2018 besetzten syrisch-kurdischen Region Afrin nach Deutschland und in andere EU-Länder exportiert. Recherchen des Internetportals „Afrinpost“ bestätigen übereinstimmend, dass die türkische Armee und ihre syrischen Söldner seit Monaten die Olivenvorräte und -plantagen im Nordwesten Syriens plündern.
Das geraubte Olivenöl bringen türkische Firmen über den Grenzübergang Hamam, westlich von Afrin-City, in die Türkei. Dort wird es zum weiteren Export bereitgestellt.
Nach verschiedenen Schätzungen gibt es in Afrin 18 Millionen Olivenbäume, die hochwertige Früchte liefern. Oliven sind der wichtigste Bestandteil der Landwirtschaft in der Region. Die Erntesaison inklusive Vor- und Nachverarbeitung läuft von September bis Februar.
„Vor dem Beginn der syrischen Revolte 2011 verkauften kurdische Bauern ihr Olivenöl für mehr als vier US-Dollar pro Kilogramm. In diesem Jahr bekommen sie weniger als die Hälfte, oft nur ein Drittel“, rechnet Sido vor. Die Abnehmer gehören zur „Agrarkreditgenossenschaft der Türkei“ (Türkiye Tarim Kredi Kooperatifleri). Meist sind Anführer der syrisch-islamistischen Milizen die Zwischenhändler. Oft erzwingen diese Milizen kostenloses Olivenöl. An manchen Tagen sollen sie bis zu 20 Tonnen gesammelt haben.
Der Gesamtverlust für die Olivenwirtschaft der Region wird in der laufenden Saison auf 65 bis 80 Millionen US-Dollar geschätzt. Zum Schader der kurdischen Bauern. „Dieses Geld fließt nun an andere Stellen. Ein Teil bleibt direkt bei den islamistischen Milizen der Region. Mit den Einnahmen aus dem Export finanziert die Türkei ihre Milizen auch in anderen Regionen“, erklärt Sido.
Diese Politik des Raubens und Plünderns in Afrin führte zu einer Zerstörung der einst reichsten Regionen Syriens. Ohne Hilfe ihrer Familienangehörigen aus dem Ausland, insbesondere aus Deutschland, können die Menschen in Afrin nicht überleben. Kurden in Afrin erhalten in der Regel auch keine Unterstützung von Hilfsorganisationen. Denn diese werden von der türkischen Regierung und islamistischen Verbänden kontrolliert.
Wie Erdogan durch die Ansiedlung eines radikalen Islam #Afrin# unter Kontrolle bringen will lest ihr morgen in Teil II.[1]