Eine von der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ in Şengal entführte Ezidin ist israelischen Angaben zufolge aus dem Gazastreifen gerettet worden. Die Frau war elf, als sie verschleppt wurde.
Eine von der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Şengal entführte Ezidin ist israelischen Angaben zufolge aus dem Gazastreifen gerettet worden. Die Frau sei vor zehn Jahren als Elfjährige verschleppt und schließlich von einem Palästinenser im Gazastreifen festgehalten worden, hieß es. Inzwischen wurde sie mit ihrer Familie wiedervereint.
In israelischen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie die Frau nach ihrer Heimkehr ihre Angehörigen umarmt. Das irakische Außenministerium bestätigte die Befreiung der 21-Jährigen. Sie sei nach mehr als vier Monate andauernden Bemühungen und in enger Abstimmung mit den US-Botschaften in Bagdad und Amman sowie jordanischen Behörden befreit worden. Die Ezidin wurde vor ihrer Befreiung demnach „durch mehrere Länder“ transportiert. Weitere Details nannte das irakische Außenministerium zunächst nicht. Zur Herkunft der Frau gab das Ministerium an, dass sie ursprünglich aus Til Ezer stammt. Das Dorf befindet sich südlich des Şengal-Gebirges und ist auch unter dem arabischen Namen al-Qahtaniyya bekannt.
Die israelische Zeitung „Jerusalem Post“ berichtete bereits im September über das Schicksal der Frau. Sie sei nach ihrer Entführung aus Şengal in der nordsyrischen Stadt Raqqa zur Hochzeit mit einem palästinensischen IS-Söldner, der auch Verbindungen zur Hamas haben soll, gezwungen worden und in den Jahren ihrer Gefangenschaft Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Ihr „Ehemann“ soll dem Bericht zufolge tot sein. Die Ezidin selbst sei bis zuletzt von einem Palästinenser im Haus der Familie ihres Mannes festgehalten worden, bis dieser bei einem israelischen Luftangriff getötet worden sei. Sie habe sich darauf ein Handy besorgt und ihre Geschichte im Netz gepostet. Helfer hätten seitdem daran gearbeitet, ihre Ausreise zu organisieren.
Genozid und Feminizid in Şengal
Am 3. August 2014 überfiel die Terrororganisation „Islamischer Staat“ Şengal (dt. Sindschar) mit dem Ziel, eine der ältesten Religionsgemeinschaften auszulöschen: Die Ezidinnen und Eziden. Durch systematische Massakrierung, Vergewaltigung, Folterung, Vertreibung, Versklavung von Mädchen und Frauen sowie der Zwangsrekrutierung von Jungen als Kindersoldaten erlebte die ezidische Gemeinschaft den von ihr als Ferman bezeichneten 74. Völkermord in ihrer Geschichte. Mindestens 10.000 Menschen, hauptsächlich Männer und Jungen über zwölf Jahre, fielen den Gräueltaten der Dschihadisten zum Opfer. Über 7.000 Frauen und Kinder wurden verschleppt, rund 2.700 von ihnen werden bis heute vermisst. Weitere 400.000 Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.[1]