Ihre Wurzeln liegen im Antifa-Bereich, einige unterstützen die kurdische Bewegung und alle sind dem Kampfsport verbunden: Die Berliner Macher:innen von THIRTYSIX FIGHTS stellen sich und ihr politisches Projekt vor.
Im April findet in Berlin die dritte Auflage der Kampfsport- und Solidaritätsgala THIRTYSIX FIGHTS statt – diesmal unter dem Motto: „Jin Jiyan Azadî – United for the Women’s Revolution in #Rojava#“. Die Veranstalter:innen haben sich im ANF-Interview zu dem Event am 6. April im Kreuzberger Club SO36 geäußert.
Bitte stellt euch doch kurz vor. Wer seid ihr und wo kommt ihr her?
Wir sind eine Gruppe von Leuten aus Berlin, die alle seit vielen Jahren in politischen Projekten aktiv sind. Unsere Wurzeln liegen meist im Antifa-Bereich. Einige von uns beteiligen sich aber auch schon lange an internationalistischen Solidaritätsprojekten und das hauptsächlich zur Unterstützung des kurdischen Befreiungskampfes. Außerdem sind wir alle auf unterschiedliche Weise dem Kampfsport verbunden, ob als Trainer:innen, aktive Wettkämpfer:innen oder einfach aus Spaß an der Sache.
Wie kamt ihr zu der Idee, eine Veranstaltung wie das THIRTYSIX FIGHTS zu organisieren?
Einige von uns haben schon früher kleinere Kampfsportevents organisiert. Die Motivation war hauptsächlich die Vernetzung untereinander zu fördern und einen netten, solidarischen Rahmen zu schaffen, in dem sich Leute von befreundeten Gyms unter Wettkampfbedingungen messen können. Obwohl diese Events damals nicht öffentlich angekündigt waren, haben uns die Leute teilweise trotzdem schon die Türen eingerannt. In den folgenden Jahren hat das Thema Kampfsport in Deutschland ganz allgemein und vor allem in der Linken sehr an Popularität gewonnen. Daraus sind zahlreiche neue Gyms und Kampfsportveranstaltungen entstanden und der Pool an Leuten, die auf Veranstaltungen wie der unseren kämpfen wollen, ist extrem gewachsen. Diese Popularität wollten wir nutzen, ganz gezielt politische Kämpfe zu unterstützen. Uns war es dabei wichtig in der Außenwirkung offen für alle zu sein, damit die politische Message einen möglichst großen Radius an Menschen erreichen kann.
Was wollt ihr genau erreichen?
Ideologisch fühlen wir uns sehr mit dem kurdischen Befreiungskampf und dem Konzept des demokratischen Konföderalismus verbunden, welches in der Revolution in Rojava umgesetzt wird. Daher wollen wir die Aufmerksamkeit der Veranstaltung nutzen, um die politischen Ideen hinter diesem Projekt zu verbreiten und zu pushen. Das betrachten wir als eine Hauptaufgabe für Internationalist:innen in Deutschland – einem Land, das durch seine politische und militärische Unterstützung der Türkei großen Anteil an der Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung hat.
Darüber hinaus wollen ganz konkret politische Projekte mit Geld unterstützen, die stellvertretend für diesen Kampf stehen. 2018 war das eine Prothesenwerkstatt in Qamişlo, und 2022 der Gesundheitsrat in Camp Mexmûr, in Südkurdistan/Nordirak. Dieses Konzept werden wir auch in Zukunft so beibehalten.
Und letztlich wollen wir natürlich auch ein Event mit spektakulären Kämpfen anbieten, bei dem sich alle Beteiligten wohl fühlen und Spaß haben – die Leute, die im Ring stehen, unsere tolle Crew aus Unterstützer:innen und natürlich auch das Publikum, das durch sein Interesse und das Geld für den Eintritt den finanziellen Support erst möglich macht.
Wo geht das Geld dieses Jahr hin?
Im letzten Jahr sind wir mit Evîn Paşo in Kontakt gekommen. Evîn ist die Vorsitzende des Frauengremiums der Demokratischen Selbstverwaltung in Cizîrê und Leiterin des ersten Frauenhauses in derselben Region. Sehr eindrücklich hat sie uns von ihrer Arbeit und Strategie, aber auch der aktuellen prekären Situation aufgrund des türkischen Drohnenterrors erzählt. Wir haben dann schnell den Entschluss gefasst, dass wir dieses Projekt unterstützen möchten. Die diesjährige Veranstaltung findet daher unter dem Motto „JIN JIYAN AZADI – United for the Women‘s Revolution in Rojava“ statt. Unser Aufruf ist ja bereits auf ANF veröffentlicht worden.
Evîn und eine Bewohnerin des Frauenhauses werden auch per Video Call auf der Veranstaltung zugeschaltet und über ihre Arbeit und ihr Leben berichten. Darauf könne sich alle Anwesenden freuen.
Wie bewertet ihr euer Konzept bisher?
Wir freuen uns darüber, dass unser Format sehr gut von den Kämpfenden und den Zuschauenden angenommen wird und erhalten sehr viele ermutigende Rückmeldungen. Das zeigt sich auch daran, dass die Veranstaltung immer sehr schnell ausverkauft ist. Auch das SO36 als Veranstaltungsort ist eine große Stütze bei der Durchführung. Anmeldungen sowohl von großen Gyms wie Einzelpersonen kommen mittlerweile europaweit, der Hauptteil allerdings aus dem deutschsprachigen Raum. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich die Veranstaltung in den kommenden Jahren noch weiter herumspricht, und der internationalistische Charakter wächst.
Gleichzeitig fällt uns positiv auf, dass die Veranstaltung auch nach innen wirkt. Die Sportler:innen reisen mit ihren Teams und Freund:innen an, vernetzen sich auf der Veranstaltung untereinander und stärken so den Gedanken des Gemeinsamen und Verbindenden und die Idee der Solidarität.
Wo wir sicherlich noch großes Steigerungspotenzial haben ist im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Hier möchten wir uns in Zukunft besser aufstellen, damit die politischen Hintergründe der Projekte, die wir unterstützen, noch mehr Menschen erreichen.
Wie kann man euch unterstützen?
Aktuell unterstützt ihr das Frauenhaus am besten und einfachsten mit Geld. Dafür haben wir ein Spendenkonto eingerichtet:
Kurdistanhilfe e.V.
IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04
Stichwort: Women's shelter
Darüber hinaus ist jeglicher Support zur besseren öffentlichen Wahrnehmung mehr als willkommen. Und schließlich freuen wir uns sehr über Kontakte zu solidarischen Organisationen, die Interesse an Austausch/Zusammenarbeit haben und außerdem zu Gyms, Kämpfer:innen und sonstigen Leuten aus dem Kampfsportbereich, die die Veranstaltung unterstützen wollen. Wenn ihr uns kontaktieren wollt, findet ihr uns auf Twitter/X oder auf Instagram.
Habt ihr letzte Worte, die ihr unseren Leser:innen gerne mitteilen möchtet?
Gesellschaftliche Befreiung kann nur gemeinsam erzielt werden. In diesem Sinne: Hoch die internationale Solidarität!.[1]