Heute 13.12.2020 vor 40 Jahren wurde Erdal Eren von der türkischen Junta ermordet. Um das Todesurteil gegen den Schüler zu vollziehen, war das Alter des damals 17-Jährigen per Gerichtsentscheid angehoben worden. Die „Revolutionäre 78er-Föderation“ erinnert an ihn.
Am 13. Dezember 1980 wurde der Schüler Erdal Eren von der türkischen Junta in Ankara ermordet. Um das Todesurteil gegen ihn zu vollziehen, wurde das Alter des damals 17-Jährigen per Gerichtsentscheid angehoben. Der Berufsfachschüler war Mitglied der revolutionären Jugendvereinigung „Yurtsever Devrimci Gençlik Derneği“. Am 2. Februar 1980 nahm er auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen und politischen Morde in der Türkei an einer Demonstration gegen den Tod seines Freundes Sinan Suner, einem Studenten an der Technischen Universität des Nahen Ostens (Orta Doğu Teknik Üniversitesi), teil. Suner war zwei Tage zuvor von einem Leibwächter des MHP-Abgeordneten Cengiz Gökçek erschossen worden. Es kam zu einem Schusswechsel zwischen Demonstranten und der Militärpolizei (Jandarma), bei dem ein 19-jähriger Wehrdienstleistender getötet wurde. Undurchsichtige Ermittlungen verwiesen auf Eren als Täter, der in einen Garten geflüchtet war. Als vermeintlicher Schütze wurde er mit 23 weiteren Personen festgenommen und im selben Jahr zum Tode verurteilt. Der Putschgeneral Kenan Evren kommentierte das Urteil mit den Worten: „Sollen wir ihn etwa nicht hängen und dann durchfüttern?“
Dass Erdal Eren geschossen hat, wurde nie nachgewiesen. Zekeriya Önge, das Opfer, sei laut Urteilsfindung in den Rücken getroffen worden, Eren habe aber von vorn geschossen. Der damalige Anwalt Erens wies auf weitere zahlreiche Ungereimtheiten hin. Vor allem der Autopsiebefund passte nicht zum mutmaßlichen Hergang, denn Zekeriya Önge sei aus nächster Nähe erschossen worden, obwohl die Entfernung zwischen Eren und ihm 12,5 Meter betragen haben soll. Außerdem sei die Schussbahn der Position Erens entgegengesetzt gewesen. Es sei auch nicht forensisch geklärt worden, ob die Kugel überhaupt aus Erens Waffe stammte.
Erdal Eren wurde in der Türkei zum Symbol des Kampfes gegen die Militärdiktatur. „Er bleibt immer 17 Jahre alt“, erklärt die „Revolutionäre 78er-Föderation“, eine Vereinigung von Mitgliedern sozialistischer Organisationen, die zum Zeitpunkt des Putsches zwischen 20 und 25 Jahre alt waren, zu seinem 40. Todestag, und weist auf die Parallelen zwischen der damaligen und heutigen Türkei hin. „Der Faschismus, der damals beschloss, Erdal Eren zu exekutieren, ist derselbe, mit dem wir es auch heute noch zu tun haben. Noch immer ist unser Land ein Ort, in dem Rechte mit Füßen getreten und Freiheiten zerstört werden, die Stimmen der Oppositionellen erstickt, Studenten und Menschen aus Wissenschaft und Politik im Gefängnis landen“, unterstreicht die Initiative.
Doch Erdal Eren, der trotz seines jungen Alters als loyaler und entschlossener Vertreter des revolutionären Glaubens gilt, „unbezwingbarer Verteidiger des Kampfes gegen den Faschismus“, lebt im revolutionär-sozialistischen Widerstand weiter. „Wir setzen seine an uns übertragene Aufgabe fort, unsere Bemühungen gelten der Stärkung des Zusammenhalts und der Solidarität mit den geschwisterlichen Völkern unseres Mutterlandes. Wir Frauen, Kinder, Jugendliche, Arbeiterinnen und Arbeiter werden den Angriffen auf uns gemeinsam begegnen. Dies ist der Ausdruck unserer Verbundenheit zu Erdal Eren. Die wichtigste Aufgabe, die an die Freundinnen und Freunde Erdals fällt, ist es, den Frieden gegen den Krieg zu verteidigen“, so die „Revolutionäre 78er-Föderation“.[1]