Ein Spielfilm zeigt den dramatisch aktuellen Kampf der Kurdinnen gegen den Männerwahn. Als erstes ermordeten Erdogans Milizen eine Frauenrechtlerin. Havrin Khalaf wurde bei Erdogans Überfall auf Syrien nicht zufällig ermordet. In „Waffenschwestern“ schlagen die Frauen zurück.
Es ist eine tragische Pointe, dass der Film „Soeurs d’Armes“ (Waffenschwestern), der 2018 gedreht wurde (als man annehmen musste, dass er quasi historisch sei), jetzt von brennender Aktualität ist. Er zeigt den Kampf einer internationalen Frauenbrigade in Kurdistan gegen die Islamisten. Diese Frauen aus aller Herren Länder, die unter Anführung von Kurdinnen gegen die Gotteskrieger vom IS kämpfen, gibt es wirklich. Der beklemmend dokumentarisch wirkende Spielfilm ist inspiriert von realen Personen und Ereignissen.
KAMPF GEGEN MÄNNERWAHN UND FÜR FRAUENRECHTE
Heute kämpfen diese Frauen, die Regisseurin Caroline Fourest mit so viel Leidenschaft inszeniert hat, nicht mehr nur gegen die selbsternannten Gotteskrieger, sondern auch gegen das türkische Militär und die von Erdogan angeheuerten Söldnertruppen von Ahrar al Scharqija (Freie Männer des Ostens), die jetzt massakrierend durch Syrien marodieren.
Eine der ersten Taten dieser islamistischen Milizionäre war am 12. Oktober 2019 die gezielte Ermordung der bekannten kurdischen Frauenrechtlerin Havrin Khalaf. Nicht zuletzt dank der dem Nato-Mitglied Türkei zur Verfügung stehenden Technik konnten die Söldner das Auto von Khalaf orten und unter Feuer setzen.
Der Kampf der Kurdinnen und ihrer Mitkämpferinnen war immer auch ein Kampf gegen Männerwahn und für Frauenrechte. Denn selbst auf ihre eigenen Brüder konnten die so lange entrechteten Kurdinnen nicht immer bauen. Heute haben sie nichts mehr zu verlieren.
Entschlossen parteilich schickt die Regisseurin ihre Darstellerinnen in den Kampf. Gedreht sind die dramatischen Szenen in Kurdistan und Marokko. Und immer wieder spielt sie ihre Lieblingsszene durch: Frau erschießt Mann. Dann wimmern die Islamisten: „Ich flehe dich an, töte mich nicht. Lass das einen Mann machen.“ Denn wenn eine Frau so einen Gotteskrieger tötet, kommt er nicht ins Paradies. Doch nicht nur mitleidslos, sondern mit Freude lösen die Rächerinnen den Schuss – und schicken ihren Feind in die Hölle.
Die Hauptprotagonistin von „Waffenschwestern“ ist Zara, eine vom IS entführte, gefolterte und vergewaltigte Jesidin. Sie schafft es, dem oft auch grotesken Wahnsinn in dem Dorf, wo sie gefangen gehalten werden, zu entfliehen, sie schließt sich der Frauenbrigade an. Ihre Mitkämpferinnen sind Kurdinnen, Französinnen, Amerikanerinnen; Musliminnen, Jüdinnen, Atheistinnen – sie alle haben ihre ganz persönlichen Gründe, gegen den Männerwahn zu kämpfen. Wir sehen Szenen von großer Menschlichkeit und Wucht mit Frauen, wie wir sie selten sehen: stark, mutig, kämpferisch.
Caroline Fourest ist als Filmregisseurin eine überraschend professionelle Debütantin, als Journalistin ist sie in Frankreich seit langem berühmt. Vor allem für ihren unerschrockenen Kampf gegen die Muslimbrüder, allen voran deren Guru Tariq Ramadan. Es ist nicht zuletzt Fourests furchtlosem Engagement zu verdanken, dass die von ihm missbrauchten Frauen es gewagt haben, zu reden und ihn hinter Gitter zu bringen.
„Waffenschwestern“ kommt in diesen Tagen in Frankreich ins Kino. In Deutschland, wo so viele Jesidinnen Zuflucht fanden und wo eine Million KurdInnen leben, hat er bisher keinen Verleih. Man wird ihn nur am 30. Oktober auf dem Kurdischen Filmfest in Hamburg sehen können. Höchste Zeit, diesen wirklich großen und dramatisch aktuellen Anti-Kriegs-Film auch zu uns zu holen.[1]